„Der Akt des Komponierens“, so sagt die britische Komponistin und Oboistin Helen Grime über ihr 2023 uraufgeführtes Werk „Meditations on Joy“, „ist zwar eine riesige Herausforderung, aber kann bisweilen die intensivsten Gefühle der Freude hervorrufen, und ich wollte, dass das ganze Stück davon durchdrungen ist“. Und das ist ihr, so lässt sich mit Blick auf ihre „Meditationen“, die im Auftrag des Deutschen Symphonie-Orchesters entstanden sind, rundherum gelungen. Freude ist dort in den unterschiedlichsten Schattierungen zu spüren, mal gedämpft und zurückgenommen, dann wieder in wahren Ausbrüchen des Glücks. Und noch etwas vermittelt Grime mit ihrem Stück treffend: Freude kommt nie ohne ihren Gegenpart aus, ohne das Düster-Traurige und bisweilen auch Niedergeschlagene. Immer wieder durchbricht es die Eindeutigkeit des Stücks und durchkreuzt die Reinheit des Gefühls, sorgt aber auch für Farbe und Lebendigkeit. Zum Leben gehört eben beides.
Im zweiten Teil des Abends erwartet Sie in Ludwig van Beethovens „Sinfonie Nr. 9“ mit der „Ode an die Freude“ anschließend die wohl bekannteste Vertonung des Glücks überhaupt – eine mehr als passende Ergänzung zu Grimes Neukomposition. An diesem Abend neben dem Deutschen Symphonie-Orchester unter Leitung von Robin Ticciati, dem Rundfunkchor Berlin und den exzellenten Solist:innen Sally Matthews, Karen Cargill, Dmytro Popov und Christof Fischesser zudem einer der pointiertesten und weitsichtigsten Denker der deutschen Kultur- und Literaturlandschaft als Sprecher mit von der Partie sein: Navid Kermani. Auf seine Gedanken zur Freude darf man mehr als gespannt sein.