Der Name führt in die Irre: »Deutsch« heißt das Requiem von Johannes Brahms allein deshalb, weil es einen deutschen Text zur Grundlage hat, nicht, wie üblich, einen lateinischen. In einem viel zitierten Brief an den Dirigenten der Uraufführung, Carl Reinthaler, schrieb Johannes Brahms 1867: »Was den Text betrifft, will ich bekennen, dass ich recht gern das ‚Deutsch’ fortließe und einfach den ‚Menschen’ setzte.« Brahms‘ Requiem ist eines unserer Leib- und Magenwerke. Mit kaum einen anderen Werk sind wir so vertraut, wohl kein Werk haben wir so oft gesungen wie dieses siebenteilige Requiem – sei es in der Orchesterfassung, sei es in der Fassung für zwei Klaviere und »inszeniert« zum human requiem. Der gefürchtete Kritiker Eduard Hanslick schrieb 1875: »Der Glücklichste, der nie einen Verlust erfahren, wird das ‚Deutsche Requiem‘ mit jener inneren Seligkeit genießen, welche nur die Schönheit gewährt. Wer hingegen ein teures Wesen betrauert, der … wird erfahren, wie verklärend und stärkend der reinste Trost aus dieser Musik fließt.« In der Tat ist Brahms’ Requiem keine Totenmesse, weshalb der Text auch nicht der katholischen Liturgie folgt. Es will den Lebenden Trost spenden. Sein Thema ist die Vergegenwärtigung unserer Vergänglichkeit, die Bedeutung des Todes, die Trauer, aber auch deren Überwindung. Der Blick bleibt dem Leben zugewandt. Erstmals werden wir das »Deutsche Requiem« unter der Leitung von Robin Ticciati, dem Chefdirigenten des DSO, aufführen.