Interviews

Auf ein Wort mit Simon Halsey zur Meisterklasse 2023

Lieber Simon, am 19. November findet das Abschlusskonzert der internationalen Meisterklasse für Chordirigieren statt – was ist die Meisterklasse und worum geht es?

Die Meisterklasse ist ein Projekt für angehende Dirigent:innen. Die Pandemie hatte den Dirigierunterrricht für zwei Jahre komplett eingestellt. Aus dem einfachen Grund: als Dirigent:innen brauchen wir Musiker:innen, mit denen wir zusammenarbeiten können. Das konnten wir nicht alleine von zu Hause aus machen. Deshalb hoffe ich, dass junge Dirigent:innen aus der ganzen Welt sich über die Möglichkeit freuen, wieder zusammenzukommen und ihre Kunst auf diesem sehr hohen Niveau auszuüben. Ich hoffe auf eine große Versammlung von Kolleg:innen und so vielen Interessierten, wie kommen möchten!

Hattest Du Deinen Dirigat-Stil schon gefunden, als Du noch im Studium warst, oder hat sich Deine Art, mit Orchestern und Musiker:innen zu arbeiten und sie zu dirigieren, im Laufe Deiner Karriere sehr verändert und was hat Dir in Deiner Laufbahn als (Chor-)Dirigent geholfen, Dich weiterzuentwickeln?

Ich hatte nicht so viele Möglichkeiten zu studieren. In den 1980er Jahren gab es einfach nur sehr wenige Kurse, die man besuchen konnte. Also lernte ich alles was ich jetzt übers Dirigieren weiß in der Praxis. Getreu dem Motto: learning by doing. Und ich habe so viele Fehler gemacht!

Um die Teilnehmenden der Meisterklasse vor einigen zu bewahren, möchte ich meine 40-jährige Erfahrung mit meinen neuen Kolleg:innen teilen. Mein Stil mag sehr individuell sein, aber ich hoffe trotzdem, dass jeder von mir und von den anderen, die an dieser Meisterklasse teilnehmen, etwas lernen wird!

Was bedeutet singen und musizieren als Teil einer Gruppe/Gemeinschaft für Dich persönlich?

Die Musik-Community ist sehr wichtig für die Gesellschaft, und auch für mich persönlich. Ich hoffe, dass ich mich in den vergangenen Jahren darauf spezialisiert habe, die Freude an der Musik mit Sängerinnen und Sängern aller Art und in den unterschiedlichsten Lebenslagen zu teilen. Ich lade Sie alle herzlich dazu ein, mitzuerleben, wie wir die Musik, die wir lieben, gemeinsam beleben und gestalten können.

Wir erleben derzeit für junge Menschen verunsichernde Zeiten. Was glaubst Du, braucht ein:e gute Dirigent:in um in der heutigen Zeit ein Orchester/Chor zu dirigieren bzw. was hast Du ihnen in der Meisterklasse vermitteln wollen? Womit kannst Du ihnen Mut machen?

Der Beruf des Dirigenten, der Dirigentin wird in Zukunft noch breiter und interessanter (und wichtiger) sein als je zuvor. Wir sind verantwortlich für die Zukunft einer Kunstform, die von der Gesellschaft noch nie so sehr gebraucht wurde wie jetzt. Lassen Sie uns zusammenkommen und darüber sprechen, was für ein Privileg es ist, Musik zu vermitteln, den Menschen den Schlüssel zur Freude an der Musik zu geben und Freundschaften über Barrieren hinweg zu schließen.

Tickets zum Abschlusskonzert internationale Meisterklasse für Chordirigieren

Seit 2010 werden alle zwei Jahre junge Chordirigentinnen und Dirigenten aus aller Welt zu einem einwöchigen Meisterkurs nach Berlin eingeladen. Würdest Du die Meisterklasse als Herzensprojekt bezeichnen und wenn ja, warum? Was macht die Besonderheit dieser Meisterklasse für Dich aus?

Ich habe seit 2010 viele der Meisterklassen in Berlin geleitet … mindestens 4;

Alle Klassen waren unterschiedlich, alle waren wichtig. Alle brachten Dirigenten und Dirigentinnen hervor, die mit der Teilnahme an der Meisterklasse ihre berufliche Laufbahn maßgeblich geprägt haben. Aber das ist NICHT der Punkt – wir brauchen dieses großartige Forum, um voneinander zu lernen, von den Chormitgliedern und vor allem um unseren jeweiligen Horizont zu erweitern. All dies wird sicherlich auch in diesem Jahr geschehen.

Gibt es bestimmte Tools oder Tricks, die Du jetzt schon verraten kannst bzw. die Du an junge Dirigenten:innen weitergeben möchtest?

Es gibt viele direkte Ratschläge, die ich meinen jungen Kolleg:innen geben kann – eine Liste von Dingen, die sie aufschreiben und von der sie später zehren können. ABER vor allem geht es darum, dass der Chor uns die Chance gibt, unsere Fähigkeiten im Umgang mit Menschen zu entwickeln, und das ist das größte Geschenk, das wir während dieser intensiven Zeit bekommen.

Welche Dirigentinnen und Dirigenten sind Deine Vorbilder? Welche Komponist: innen/Epoche dirigierst Du am liebsten und warum?

Von jedem Dirigenten, mit dem ich zusammengearbeitet habe, habe ich etwas gelernt! Insbesondere von Sir Simon Rattle, Robert Shaw, Sir David Willcocks, Claudio Abbado, Sir John Eliot Gardiner, Richard Hickox und Daniel Barenboim. Ich liebe alle Musik. Und die Aufgabe eines Chefdirigenten eines Rundfunkchors ist es, mit fast jedem Repertoire arbeiten zu können!

Zum Schluss – worauf können wir uns auf das Konzert am 19.11.23 freuen?

Dirigenten und Dirigentinnen müssen jede Gelegenheit nutzen, um ihr Wissen miteinander zu teilen. Diese Meisterklasse bietet die perfekte Gelegenheit dazu, genau das zu tun. … es ist offenherzig, freundlich, integrativ und überhaupt nicht beängstigend. Eigentlich geht es im Grunde darum, dass wir in der Zeit, die wir miteinander verbringen, unser Leben gegenseitig bereichern.

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