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SING! – Was sagen die Schulen?

Das langjährige Bildungsprojekt SING! des Rundfunkchores Berlin steht vor dem Aus. Nun melden sich Lehrer:innen der beteiligten Schulen zu Wort und reagieren bestürzt auf die Streichung der Fördermittel durch den Senat und auf die entsprechenden Folgen für Schüler:innen, Lehrer:innen und kulturelle Bildung allgemein.

Nadine Halter
Gretel-Bergmann-Gemeinschaftsschule, Berlin-Marzahn

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit großer Besorgnis haben wir erfahren, dass die Förderung für das Projekt SING! zum 31.03.2025 gestrichen werden soll, obwohl es weit mehr als musikalische Bildung selbst darbietet.

Im Allgemeinen stärkt es soziale Kompetenzen, fördert die persönliche Entwicklung der Kinder und bereichert unsere tägliche Arbeit im Unterricht auf vielfältige Weise. Das eigentliche Potenzial reicht weit über das gemeinsame Singen hinaus und hat einen nachhaltigen positiven Einfluss auf die Schulgemeinschaft.

Das Projekt bietet Kindern unabhängig von Herkunft oder finanziellen Möglichkeiten die Chance, ihre Stimme zu entdecken, Selbstbewusstsein zu entwickeln und durch Musik ein starkes Gemeinschaftsgefühl zu erleben. Besonders in einer Stadt wie Berlin, die von Vielfalt geprägt ist, schafft SING! einen inklusiven Raum, in dem kulturelle Teilhabe nicht vom Geldbeutel abhängt.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen den positiven Einfluss von Musik auf die kognitive, sprachliche und emotionale Entwicklung von Kindern. SING! trägt maßgeblich dazu bei, diese Vorteile für alle Schülerinnen und Schüler zugänglich zu machen und schulische wie auch soziale Kompetenzen nachhaltig zu stärken.

Die Streichung von SING! würde nicht nur bestehende Strukturen zerstören, sondern auch ein starkes Zeichen gegen die Förderung kultureller Bildung setzen. Gerade in Zeiten, in denen Schulen mit zunehmenden Herausforderungen wie sozialer Ungleichheit sowie der Integrationsarbeit konfrontiert sind, darf ein solches Projekt nicht wegfallen.

Darüber hinaus ist die Stimme für uns Lehrkräfte das wichtigste Werkzeug – unser Kapital und unerlässlich für eine erfolgreiche Unterrichtsgestaltung. Deshalb sollte sie die nötige Pflege erhalten, um langfristig gesund und belastbar zu bleiben. Die Möglichkeit einer gezielten und regelmäßigen Stimmbildung ist also eine wertvolle Investition hinsichtlich der eigenen Gesundheit und Unterrichtsqualität. Durch eine gesunde und wirkungsvolle Stimme lassen sich Unterrichtsstress reduzieren, die Schülerbindung verbessern und langfristige Stimmprobleme vermeiden. Deshalb sollten Lehrkräfte ihre Stimme genauso pflegen wie andere Berufsgruppen ihre Werkzeuge – denn eine belastbare Stimme ist unerlässlich für eine lange und erfolgreiche Lehrtätigkeit.

Wir fordern daher eindringlich auf, die Entscheidung zur Streichung der Förderung zu überdenken und den Fortbestand von SING! sicherzustellen. Berlin braucht dieses Projekt – für die Schülerinnen und Schüler, für die Schüler:innen-Lehrer:innen-Beziehungen, für die Schulen selbst als auch für die Zukunft der kulturellen Bildung in unserer Stadt.

Mit freundlichen Grüßen
Nadine Halter

Alexander Müller
Gretel-Bergmann-Gemeinschaftsschule, Berlin-Marzahn

Alexander Müller_Gretel Alexander Müller, Gretel-Bergmann-Gemeinschaftsschule, Berlin-MarzahnGemeinschaftsschule

SING! war weit mehr als nur ein Musikprojekt – es war ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Schulalltags und der Berliner Bildungslandschaft. Durch SING! haben unsere Schülerinnen und Schüler die Freude am gemeinsamen Singen erlebt, ihr Selbstbewusstsein gestärkt und erfahren, wie Musik Menschen verbindet.

Besonders wertvoll war zudem die begleitende Lehrerfortbildung. Durch praxisnahe Schulungen, methodische Impulse und die regelmäßige Anleitung haben wir als Lehrkräfte wertvolle Kompetenzen für die musikalische Arbeit mit unseren Klassen erworben. Das hat nicht nur unseren eigenen Unterricht bereichert, sondern auch langfristig dazu beigetragen, das Singen an unseren Schulen zu verankern.

Gerade in einer Zeit, in der kulturelle Bildung oft zu kurz kommt, hat SING! einen wertvollen Raum geboten, in dem Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrer sozialen oder sprachlichen Herkunft gemeinsam musizieren konnten. Die positiven Effekte waren nicht nur im musikalischen Bereich spürbar, sondern auch in der sozialen Entwicklung und Motivation der Kinder.

Als Lehrkraft habe ich täglich gesehen, wie sehr die Schüler:innen von SING! profitiert haben – es hat nicht nur ihre musikalischen Fähigkeiten gefördert, sondern auch ihre Konzentration, Teamfähigkeit und Ausdrucksstärke gestärkt. Der Wegfall der Förderung ist ein großer Verlust für die Schulen und insbesondere für die Kinder, die diese Erfahrung am meisten gebraucht haben.

Ich hoffe sehr, dass die Entscheidung zur Streichung der Förderung überdacht wird und SING! in irgendeiner Form weiterbestehen kann. Dieses Projekt hätte jede Unterstützung verdient!

Freundliche Grüße
Alexander Müller

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