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SING! steht vor dem Aus

UPDATE: Das Bildungsprogramm SING! des Rundfunkchores Berlin kann vorerst weitergeführt werden: Nachdem die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie ihre Förderung zum 31.3.2025 eingestellt hatte, rief das Ensemble zu Protestaktionen und Spenden auf. Rund 10.000 Euro an privaten Spenden haben den Übergang zu einer neuen konstanten Förderung gesichert. Nun unterstützen sowohl die Ernsting Kunst- & Kulturstiftung als auch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt das Projekt finanziell. Die neue Förderung tritt ab dem 1. Mai 2025 in Kraft. Damit ist das Programm zunächst gesichert – ein wichtiger Etappenerfolg für die musikalische Bildung Berliner Kinder im Grundschulalter. Hier gelangen Sie zur Pressemitteilung.
Lesen Sie hier über den Verlauf der Ereignisse:
Seit 2011 fördert der Rundfunkchor Berlin mit seinem Bildungsprogramm SING! das gemeinsame Singen an Berliner Grundschulen und ermöglicht Kindern eine grundlegende musikalische Ausbildung. Ab dem 1. April 2025 wird die Förderung gestrichen – eine Entscheidung der Berliner Senatsverwaltung für Bildung. Ohne eine nachhaltige Finanzierung würde eine elementare Säule der musikalischen Bildung in Berlin wegbrechen – mit gravierenden Folgen für Tausende von Kindern.
Mit der Entscheidung der Berliner Bildungsverwaltung droht der Verlust eines vielfach ausgezeichneten Bildungsprogramms, das nicht nur die musikalische, sondern auch die soziale und sprachliche Entwicklung der Kinder fördert. Der Rundfunkchor Berlin ist erschüttert von der Entscheidung des Berliner Senats und fordert eine dauerhafte, gesicherte Finanzierung für sein Bildungsprogramm.
Rachel-Sophia Dries, Chordirektorin des Rundfunkchores Berlin, erklärt: »Wir leisten seit Jahren einen unverzichtbaren Beitrag zur musikalischen Bildung von Kindern an Berliner Grundschulen. Unsere Arbeit füllt Lücken, die die Bildungspolitik hinterlässt, und sorgt dafür, dass Singen als elementarer Bestandteil des Grundschulalltags verankert wird – unabhängig von sozialer Herkunft und der Unterstützung durch das Elternhaus. Wir sind den Kindern schuldig, alles zu tun, um dieses wertvolle Projekt zu retten.«
Trotz des nachweislichen Erfolgs des Projekts hat die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie entschieden, die Förderung in Höhe von 100.000 Euro pro Jahr zum 31. März 2025 einzustellen. Dadurch die sind ganz akut sieben Grundschulen, rund 100 Grundschullehrkräfte, ca. 400 Grundschulkinder und 15 SING!-Chöre betroffen. Die Förderung an jeder Schule ist auf drei Jahre angelegt. Einige der betroffenen Schulen befinden sich erst am Anfang oder sind mittendrin.
SING! wurde mit dem Ziel ins Leben gerufen, das gemeinsame Singen nachhaltig als natürliches Ausdrucksmittel im (Schul-)Alltag zu verankern sowie Kinder, Erwachsene und Pädagog:innen an die Kunstform Singen und vokale Bühnenkultur heranzuführen. Jährlich profitieren etwa 500 Kinder und 70 Lehrer:innen und Erzieher:innen von der Förderung. Pro Jahr nehmen 10 bis 12 Berliner Grundschulen aus sieben bis acht Bezirken teil.
Chefdirigent Gijs Leenaars betont: »Musikalische Früherziehung ist für Kinder von unschätzbarem Wert. Sie bietet nicht nur die Möglichkeit, kreative Ausdruckskraft zu entwickeln, sondern prägt auch die sozialen und kognitiven Fähigkeiten, die für die gesamte persönliche Entwicklung von Bedeutung sind.«

SING! fördert soziale Kompetenz, Sprachentwicklung, Konzentration und das Verständnis für transkulturelle Vielfalt. Durch die Auseinandersetzung mit mehrsprachigem Liedgut erhalten die Kinder Zugang zu verschiedenen Kulturen und entwickeln ein gemeinschaftsstärkendes Bewusstsein. SING! schafft Räume, in denen Kinder – unabhängig von Herkunft und sozialem Hintergrund – gemeinsam ein Ziel verfolgen und durch das Singen Brücken zwischen verschiedenen Kulturen und sozialen Gruppen bauen. Für viele Kinder bietet das Programm eine wertvolle Chance zur Selbstverwirklichung und stärkt ihr Selbstbewusstsein.
SING! ist ein dreijähriges Bildungsprogramm, das Pädagog:innen und Erzieher:innen praxisorientierte Fortbildung im Singen mit Kindern bietet. Wöchentlich können sie sich an ihrer Grundschule im Umgang mit ihrer Stimme weiterbilden und lernen, wie Singen in allen Fächern eingesetzt werden kann – zur Auflockerung und um Raum für neue Konzentration zu schaffen. Gleichzeitig werden an den Schulen SING!-Chöre gegründet, in denen Kinder aus den Klassen 1 bis 6 zusammenkommen und ebenfalls einmal pro Woche ohne Noten und mit viel Bewegung singen. Seit 2011 wurden mehr als 35 Berliner Grundschulen und tausende Schüler:innen erreicht.
SING! ist ein Kooperationsprojekt von Berliner Grundschulen, bezirklichen Musikschulen sowie der Landesmusikakademie Berlin unter der Trägerschaft des Rundfunkchores Berlin.
Pressespiegel
taz: Friedliches Miteinander gefährdet vom 27.2.2025
Berliner Morgenpost: Gesang in Schulen weggespart: – „Ich war völlig schockiert“ vom 05.03.2025
rbb24: Schluss mit lustig vom 22.03.2025
Zum Nachhören
radio3, 14.04.2025: Interview mit Chordirektorin Rachel-Sophia Dries über die Kürzungen bei der kulturellen Bildung
Deutschlandfunk, 03.03.2025: Lied aus? – Förderstopp für das Bildungsprogramm SING! in Berlin und die Folgen