Die Konzerte müssen leider entfallen.
Dies ist ein echtes Raritätenprogramm. Aber ein lohnendes. Kurt Weill und Paul Hindemith wurden beide zu Lebzeiten viel gespielt und galten als führende Köpfe der Avantgarde. Heute sind sie weitgehend von den Konzert- und Theaterprogrammen verschwunden und in ihrer Bedeutung umstritten. Beide waren sie im Berlin der 20er-Jahre aktiv, Hindemith als der ältere schrieb bereits 1919, mit 23 Jahren seine erste Oper: »Mörder, Hoffnung der Frauen«. Textvorlage ist ein Drama von Oskar Kokoschka, »eine wild erotisch übersteigerte, am ehesten traumhaft visionär zu deutende ‚Handlung‘«, um es mit den Worten des Opernkenners Kurt Pahlen zu sagen, die Hindemith zu einem »Markstein einer kaum überschaubaren, durcheinanderstürzenden Epoche von Kriegsende, Zusammenbruch, Untergang, Fanatismus« machte. Die Musik ist eine höchst expressive Spätromantik, in der aber schon die Hindemith-typische Sachlichkeit aufscheint. Dagegen ging der Busoni-Schüler Kurt Weill einen ganz anderen Weg, der ihn schließlich im amerikanischen Exil zum (anspruchsvollen) Musical führte. Seine Musik ist bei aller Raffinesse einfach und leicht fasslich, seine Gesangsmelodien gehen ins Ohr – was ihn zum perfekten Partner für Bertolt Brecht machte. »Die Dreigroschenoper« ist weltberühmt, doch Weill gilt vielen eher als Unterhaltungs- denn als »ernsthafter« Komponist. Vielleicht zeigt sich an ihm auch am ehesten, wie beide Arten von Musik ineinander wirken und einander bereichern können – was die Werke belegen, die beide in Zusammenarbeit mit Brecht entstanden: »Die sieben Todsünden«, das 1933 in Paris uraufgeführte Ballett, und das „Berliner Requiem“, eine »Rundfunkkantate« von 1928. Die Berliner Philharmoniker dirigiert ein gern gesehener Gast: Donald Runnicles, der Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin