Vom unisono vorgetragenen Weckruf der Hörner zu Beginn über die berühmte Posthorn-Episode bis hinein in den von innigem Frieden beseelten Schluss – in seiner monumentalen »Symphonie Nr. 3« entwirft Gustav Mahler in der Tat eine ganze Welt. Musikalisch ist in diesem mit über 90 Minuten längsten Werk Mahlers Platz für Märsche und Volksmusikreferenzen, für Düsteres und Bedrohliches, für Heiteres und beinahe Humoristisches – ein wahrlich gewaltiges Klanggebirge, aufgeschichtet, vielgestaltig und schillernd, umgesetzt von einer außergewöhnlich großen Besetzung.
Im Sinne einer umfassenden Kosmologie und geordnet in aufsteigender Ordnung – per aspera ad astra sozusagen, vom Dunkel zum Licht –, sind die sechs Sätze, gerahmt von einem gewaltigen Kopfsatz und dem abschließenden Adagio, thematisch sortiert. Der Reihe nach widmen sie sich der unbelebten Materie, den Blumen, Tieren, Menschen, den Engeln und schließlich Gott. »Was mir die Liebe erzählt« wollte Mahler diesen letzten Satz übertiteln, denn Gott könne ja »nur als ›die Liebe‹ gefasst werden«, wie er an seine Freundin Anna von Mildenburg schrieb. Auch wenn Mahler von derlei poetisch-beschreibenden Titeln letztlich wohl aus Angst vor Fehldeutungen abgesehen haben mag, so treffen sie doch genau, worum es geht. Welthaltig – und zwar in dem Sinne, dass sie in ihrem unbändigen Farben- und Klangreichtum die Welt in die Eigengesetzlichkeit der Musik hinein übersetzt und neu auferstehen lässt – ist die dritte Sinfonie wie keine andere Mahlers. Ein grenzensprengendes Werk voller Poesie