Gioachino Rossinis spät entstandene „Petite Messe solennelle“ ist ein seltsames Stück: eine Messe – und damit ein liturgisches Stück mit christlichem Inhalt –, die mit ihrer spärlichen Begleitung intim instrumentiert ist und damit stellenweise fast schon brüchig daherkommt. Und die musikalisch zudem mehr als einmal einen gewaltigen Drall in Richtung Oper vorweist – theatral, überbordend, doppelbödig. Kurz: Form und Inhalt scheinen sich hier voneinander entfernt zu haben, bilden keine Einheit mehr. Oder, wie es die Regisseurin Anna-Sophie Mahler, die für diesen Abend verantwortlich zeichnet, es im Gespräch ausdrückt: „Dass Jesus ans Kreuz genagelt wird, geht schonmal in einer gutgelaunten Arie unter.“
Mahler, eine der momentan spannendsten Theater- und Opernregisseur:innen Deutschlands, nimmt sich für ihre Inszenierung in der riesigen Industriehalle des MaHalla in Berlin Rossinis „kleine Messe“ als Ausgangspunkt. Und bricht sie auf. Macht sie durchlässig. Kontrastiert sie mit dem, was mit aller Kraft draußen bleiben soll, damit die eigenen Privilegien aufrechterhalten werden können, die Messe weitergefeiert werden kann, ohne dass jemand die Party stört. Sie kombiniert die Messe dafür mit anderen Stücken wie Arnold Schönbergs „Pierrot lunaire“ oder Luigi Dallapiccolas „Canti di prigionia“. Reibung entsteht. Neue Formen bilden sich aus. Formen von heute. Wenn man die Gegenwart hineinnimmt – die eigene Zeit, den eigenen Ort –, so wird die Musik, so Mahler, „wieder anders und neu hörbar“.
Gioachino Rossini’s “Petite Messe solennelle”, composed late in his career, is a strange piece: a mass—and thus a liturgical piece with Christian content– that, with its sparse accompaniment, is orchestrated intimately and in this way makes its appear almost fragmentary. In addition, musically it more than once demonstrates a formidable turn towards opera—theatrical, exuberant, ambiguous. In brief: form and content seem to have moved away from each other here, no longer constituting one entity. Or, as the director Anna-Sophie Mahler, who is responsible for this evening, expresses it in conversation: “That Jesus was nailed to the cross can get lost in a cheerful aria.”
Mahler, one of Germany’s most exciting theatre and opera directors at the moment, will take Rossini’s “small mass” as the starting point for her production in Berlin’s huge industrial building MaHalla. And split it open. Make it permeable. Contrast it with what is supposed to be excluded by all means so that one’s own privileges can be sustained, the mass can be continued to be celebrated without anyone disturbing the party. To that end, she will combine the mass with other pieces such as Arnold Schönberg’s “Pierrot lunaire” and Luigi Dallapiccola’s “Canti di prigionia”. Friction is created. New forms emerge. Forms of the present day. If you take the present into it—your own time, your own place—the music becomes, Mahler says, “different again, and can be heard anew”.
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Hier kommen Sie zum Interview mit Regisseurin Anna-Sophie Mahler.
Und wer vorab noch mehr entdecken möchte, findet hier unseren Trailer mit Chordirektorin Rachel-Sophia Dries oder den Trailer mit Chefdirigent Gijs Leenaars!
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