A-cappella-Gesang und Kriegsruinen: In Hans Werner Kroesingers Inszenierung wird Peppings Passionsbericht des Matthäus zu einem Stück deutscher Vergangenheitsbewältigung, einem Tauziehen zwischen Verrat und Gnade.
Hans-Werner Kroesinger stellt den Passionsbericht des Matthäuss in den Kontext seiner Entstehungszeit 1949/50 und nutzt dazu die Mittel des dokumentarischen Theaters. Ein Video-Triptychon in Form eines Dreiflügel-Altars dominiert die Bühne. Darauf projiziert werden Bilder von Fra Angelico und Matthias Grünewald, aber auch Bilder aus dem im Zweiten Weltkrieg verwüsteten Berlin. Die Gemälde verweisen auf die altdeutsche Vergangenheit, in der die musikalischen Wurzeln von Peppings Komposition liegen. Die Ruinen erinnern dagegen an die Lebenswirklichkeit, in der er komponierte. Ein Meer leerer Notenständer auf der Bühne steht für die Lücken, die Krieg und Mord gerissen haben. Eine Lesart, die streng aus dem Notentext entwickelt ist, und doch bei der Premiere 2008 heftige Reaktionen hervorrief.
Passionsbericht des Matthäus
Mit Peppings Passionsbericht des Matthäus setzt sich der Rundfunkchor Berlin mit einem schwierigen Kapitel deutscher Vergangenheit auseinander. Die Komposition ist eines der zentralen musikalischen Dokumente der unmittelbaren Nachkriegszeit – ein zutiefst emotionalisierendes Werk, bis zum Bersten gespannt zwischen der Hoffnung auf Vergebung, der Notwendigkeit des Erinnerns und dem Grauen eines Verrats.
Mit seiner CD-Einspielung stieß der Rundfunkchor Berlin auf weltweite Resonanz, die sich in internationalen Auszeichnungen niederschlug (Diapason d´Or 2009, Echo Klassik 2009). Die Inszenierung wurde bereits mehrfach überaus erfolgreich wiederaufgenommen.
Ernst Pepping
Passionsbericht des Matthäus
für Chor a cappella
Dirigent
Stefan Parkmann
Regie
Hans-Werner Kroesinger
Ausstattung
Valerie von Stillfried
Dramaturgie
Boris Kehrmann
Chor
Rundfunkchor Berlin
Premiere: 2008 im Radialsystem V, Berlin
Wiederaufnahmen
2011, Radialsystem V, Berlin
2011, Dortmund, Konzerthaus (chor.com )