„Warum hast du gelebt? Warum hast du gelitten? Ist das alles nur ein großer, furchtbarer Spaß?“ So beschrieb Gustav Mahler selbst einmal, worum es ihm in seiner als „Auferstehungssinfonie“ bekannt gewordenen „Symphonie Nr. 2 c-Moll“ im Kern geht: die großen, die existenziellen Fragen also. Das 1895 in Berlin uraufgeführte Werk ist schon lange die populärste von Mahlers insgesamt zehn Sinfonien und gehört auch für den Rundfunkchor Berlin fest zum Repertoire. Es ist ein Stück, mit dem sich der österreichische Komponist zu ganz neuen Höhen emporschwang. Besonders beeindruckend ist der lange und ausgedehnte Schlusssatz, für den Mahler einen Text Friedrich Klopstocks eigenhändig um weitere sechs Strophen ergänzt hat. In dieser Schlusskantate kommt auch dem Chor eine ganz besondere Rolle zu.
Zuvor aber freuen wir uns, ihnen zum Auftakt des Abends ein Stück von Alma Mahler, Gustav Mahlers Ehefrau, präsentieren zu können. Von ihr, die nach ihrer Klavierausbildung und dem Kompositionsunterrricht entschied, ihre ausgeprägte musikalische Begabung nicht weiter zu verfolgen und nicht zuletzt auch zugunsten ihres Mannes Gustav einen Schritt zurückzutreten, sind gerade einmal 17 Lieder überliefert. Eines davon, „Die stille Stadt“, bringen wir an diesem Abend in einer A-capella-Bearbeitung von Clytus Gottwald auf die Bühne. Und der großen ausgreifenden Geste des Allumfassenden, Transzendenten und aus der Zeit Genommenen, wie Gustav Mahler es in seinen Sinfonien pflegte, tritt hier etwas anderes gegenüber – eine schillernde Ruhe, mitten im Leben.