Weihnachtskonzert 2022

»Geistliche Chormusik aus der Ukraine«

20:00 Weihnachtskonzert 2022 Leider verpasst

Weihnachten ist immer auch die Zeit der Besinnung und des In-sich-Gehens. Dieses Jahr möchten wir Ihnen in unserem traditionellen Weihnachtskonzert darüber hinaus in einem A-cappella-Programm Stücke abseits des bekannten Kanons präsentieren: geistliche Chorwerke aus der Ukraine.

 

Erklingen werden dabei neben unterschiedlichen Weihnachtsliedern aus der Ukraine Ausschnitte aus der fantastischen und selten gehörten Chrysostomos-Liturgie von Jewhen Stankowytsch. Und auch »Schtschedryk«, ein uraltes, ursprünglich heidnisches Lied aus der Ukraine darf nicht fehlen. Der Komponist Mykola Leontowytsch hat es 1916 für vierstimmigen gemischten Chor bearbeitet. Im angloamerikanischen Raum ist » Schtschedryk « als »Carol of the Bells« bekannt – doch nur die wenigsten wissen um seine Herkunft.

 

Nicht zuletzt möchten wir mit diesem auch für uns neuen Programm, das wir unter Leitung von Gijs Leenaars erarbeiten und im Berliner Dom vortragen, eine Einladung an Menschen aus der Ukraine aussprechen, diesen Abend gemeinsam mit uns zu verbringen.

 

Diese Veranstaltung wird von Deutschlandfunk Kultur live übertragen:

Am 22. Dezember um 20 Uhr können Sie sich das Konzert hier anhören

 

Tickets

Program details

Program

Jewhen Stankowytsch

Велика єктенія (Große Litanei) aus Літургія святого Іоанна Златоустого (Liturgie des heiligen Johannes Chrysostomos)
Bass-Solo Zigmārs Grasis

Songtext Translation

Амiнь.
Господи, помилуй.
Тобi, Господи.
Амiнь.

Amen.
Herr, erbarme dich.
Zu dir, o Herr.
Amen.

Lesja Dytschko

Хвали, душе моя, Господа (Lobe den Herrn, meine Seele) aus Урочиста Літургія (Feierliche Liturgie)

Songtext Translation

Слава Отцю, і Сину, і Святому
Духові.
Хвали, душе моя, Господа.
Буду хвалити Господа, поки життя
мого.
Співатиму Богові моєму, доки живу.
Слава Отцю, і Сину, і Святому
Духові.
Не надійтеся на князів, на тих синів
людських,
не прийде від них спасіння,
не прийде від них.
Вийде дух його і знову звернется
він до землі своєї;
того ж самого дня згинуть всі
помисли його.
Слава Отцю, і Сину, і Святому
Духові.
Хвали, душе моя, Господа.
Буду хвалити Господа, поки життя
мого.
Співатиму Богові моєму, доки живу.
Слава Отцю, і Сину, і Святому
Духові.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und
dem Heiligen Geist.
Lobe den Herrn, meine Seele.
Loben will ich den Herrn, solange ich
lebe, meinem Gott lobsingen, solange
ich bin.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und
dem Heiligen Geist.
Verlasst euch nicht auf Fürsten,
nicht auf Menschen, es geht keine
Hilfe von ihnen aus.
Denn des Menschen Geist muss
davon, und zu Staub muss er
wieder werden;
vergebens ist all sein
Streben.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und
dem Heiligen Geist.
Lobe den Herrn, meine Seele.
Loben will ich den Herrn, solange ich
lebe, meinem Gott lobsingen,
solange ich bin.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist.

Jewhen Stankowytsch

Прийдіть, поклонімось (Kommt, lasset uns verneigen) aus Lітургія святого Іоанна Златоустого (Liturgie des heiligen Johannes Chrysostomos)

Songtext Translation

Прийдіть, поклонімось і припадімо
до Христа.
Спаси нас, Сину Божий, що
воскрес із мертвих, співаємо Тобі:
Алилуя.

Kommt, lasset uns verneigen und
niederfallen vor Christus,
errette uns, Sohn Gottes, der von den
Toten auferstanden ist, wir danken dir:
Halleluja.

Johann Sebastian Bach

Fuge g-Moll BWV 578
KYIV-BRASS

Jewhen Kosak

Вівчарик
Kleiner Hirte
KYIV-BRASS

Lesja Dytschko

Святий Боже (Heiliger Gott) aus Урочиста Літургія (Feierliche Liturgie)
Tenor-Solo Joo-hoon Shin

Songtext Translation

Святий Боже, Святий Кріпкий,
Святий Безсмертний, помилуй нас.
Слава Отцю, і Сину, і Святому
Духові,
нині, і повсякчас, і на віки вічні.
Амінь.
Святий Безсмертний, помилуй нас.

Heiliger Gott, heiliger Starker, heiliger
Unsterblicher, erbarme dich unser.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und
dem Heiligen Geist, jetzt und für
immerdar und in Ewigkeit. Amen.
Heiliger Unsterblicher, erbarme dich
unser.

Jewhen Stankowytsch

Отче наш (Vater unser) aus Lітургія святого Іоанна Златоустого (Liturgie des heiligen Johannes Chrysostomos)

Songtext Translation

Отче наш, що єси на небесaх,
неxaй святиться Iм’я Твоє,
неxaй прийде Царствo Твоє,
неxaй буде воля Твоя, як на небi
тaк i на землi.
Хлiб наш насущний дай нам cьoгoднi,
i пpости нам пpовини нашi,
як i ми пpощaємo винyвaтцям
нашим,
i не введи нас y спокусу,
але визволи нас вiд лукавoго.
Амiнь.

Vater unser, der du bist im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel,
so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren
Schuldigern,
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Amen.

Lesja Dytschko

Милість миру (Gnade des Friedens) aus Урочиста Літургія (Feierliche Liturgie)

Songtext Translation

Милість миру, жертву хваління.
І з духом твоїм.
Піднесли до Господа.
Достойно і праведно є
поклонятися
Отцю, і Сину, і Святому Духу,
Тройці Єдиносущній і
Нероздільній.
Свят, Свят, Свят, Господь Саваоф,
повне небо і земля слави Твоєї.
Осанна в вишніх.
Благословен, хто йде в ім‘я
Господнє.
Осанна в вишніх.
Амінь.

Gnade des Friedens, Opfer des Lobes.
Und mit deinem Geist.
Wir erheben sie zum Herrn.
Es ist würdig und recht
den Vater und den Sohn und den
Heiligen Geist anzubeten
und die wesensgleiche und
unteilbare Dreifaltigkeit.
Heilig, heilig, heilig, Herr von Zebaoth,
Himmel und Erde sind seiner Ehre voll.
Hosianna in der Höh!
Gesegnet ist, der da kommt im
Namen des Herrn.
Hosianna in der Höh!
Amen.

Galina Grigorjewa

Rejoice, o Virgin Theotokos

Songtext Translation

O Virgin Theotokos!
Rejoice, Mary, full of Grace.
For you have born the Salvation of
our souls!
The Lord is with you.
Blessed are you among women,
and blessed is the fruit of your womb.

O Jungfrau Theotokos!
Freue dich, Maria, voll der Gnade.
Denn du hast das Heil unserer Seelen
geboren!
Der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit
unter den Frauen, und gebenedeit
ist die Frucht deines Leibes.

Dmytro Bortnjanskyj

Іже херувими (Cherubim-Hymnus Nr. 7)

Songtext Translation

Іже херувими тайно образующе,
і животворящей Троіце
трисвятую піснь припівающе,
всякоє нині житейскоє отложім
попеченіе.
Яко да Царя всіх подимем,
Ангельськими невидимо
дароносима чиньми.
Алилуйа.

Die wir die Cherubim geheimnisvoll
abbilden und die lebensspendende
Dreifaltigkeit mit dem dreimaligen
»Heilig« besingen, lasst uns nun jede
irdische Sorge ablegen.
Auf dass wir den König des Alls
empfangen, der von den himmlischen
Heerscharen im Ruhm getragen wird.
Halleluja.

Myroslav Skoryk

Мелодія (Melodie)
KYIV-BRASS

Lesja Dytschko

Многії літа (Auf viele Lebensjahre) aus Урочиста Літургія (Feierliche Liturgie)

Songtext Translation

Блаженнішого Митрополита
Київського і всієї України,
Боголюбиву і Богом бережену
Україну нашу, владу і військо її,
і всіх православних християн
Господи, збережи на многії літа.

Seine Seligkeit Metropolit von Kyiv
und der ganzen Ukraine, unsere
gottliebende und von Gott geschützte
Ukraine, ihre Regierung und Armee,
und alle orthodoxen Christen
beschütze, Herr Gott, für viele Jahre.

Wassyl Barwinsskyj

Що то за предиво (Was für ein Wunder)
Alt-Solo Roksolana Chraniuk

Songtext Translation

Що то за предиво,
в світі новина,
що Маря Діва Сина родила.
А як Вона породила, тоді Вона
повідала:
«Cусе, Cину мій!»
А Йосип старушок в жолобі стоїть,
та на Суса Христа пеленки строїть,
а Марія сповиває,
пригортає
Чистая Панна!

Was für ein Wunder,
Neuigkeiten in der Welt,
dass Maria die Reine einen Sohn
geboren hat.
Und als sie gebar, sagte sie:
»Jesus , mein Sohn!«
Und Joseph steht an der Krippe,
und bereitet Windeln für Jesus Christ,
und Maria wickelt ihn in Windeln und
hält ihn nah an ihrem Herzen,
die reine Maid!

Kyrylo Stetssenko

Hова рада стала (Neue Freude ist gekommen)

Songtext Translation

Нова радість стала, яка не бувала,
над вертепом звізда ясна
увесь світ осіяла.
Де Христос родився, з Діви
воплотився,
там чоловік перед Богом
пеленами повився.
Перед Тим Дитятком
пастушки з ягнятком
на колінця упадають,
Христа Бога вихваляють.
Просим Тебе, Царю,
небесний Владарю,
даруй літа щасливії
цьому господарю.

Neue Freude ist gekommen,
wie es sie noch nie gegeben hat,
der Stern über der Krippe
erstrahlte der ganzen Welt.
Wo Christus geboren wurde von einer
Jungfrau, Fleisch geworden
als Mensch vor dem Gott,
in einfaches Tuch gewickelt.
Hirten mit ihren Lämmern
fallen auf die Knie vor diesem Kind
und preisen Gott.
Wir bitten dich, König,
himmlischer Herrscher,
gib Jahre von Glück
dem Herrn dieses Hauses.

Kyrylo Stetssenko

А вскликнули янголи (Es riefen die Engel)

Songtext Translation

А вскликнули Янголи на небесах
согласно:
«Ви, людіє, на землі колядуйте
прекрасно!»
Царіє! вдарте во струни,
возиграйте, князі, во труби:
Христос рождаєтся, славіте, язици,
розумійте, яко з нами Бог!
Вступив Янгол з небесі, з високого
Совіту,
показує знаменіє все на многії літа.

Es riefen die Engel einstimmig im
Himmel:
»Ihr Völker auf Erden, singt
Weihnachtslieder wundervoll!«
Könige, stimmt an die Saiten, ihr
Fürsten, blast das Horn: Christus ist
geboren, preiset ihn! Ihr Heiden,
erkennt es, denn mit uns ist Gott!
Der Engel stieg vom Himmel herab,
vom hohen Rat gesandt, und setzte
ein Zeichen allen und für viele Jahre.

Oleksandr Tarassenko

Різдвяна колискова (Weihnachts-Wiegenlied)
Alt-Solo Roksolana Chraniuk

Songtext Translation

Спи, Ісусе, спи, спатоньки ходи,
я Тя буду колисати, пісеньками
присипляти,
люлі, люлі Серденько,
спи Ісусе, спи.
Спи Терпіння, спи,
очка зажмури,
не питай, що колись буде,
хрест готують Тобі люде,
люлі, люлі Серденько,
спи Ісусе, спи.
Спи Ісусе, спи,
серце відтвори,
най при ньому спочивають
тут на землі і там в раю,
люлі, люлі Серденько,
спи Ісусе, спи.

Schlaf, Jesulein, schlaf,
ich werde dich wiegen
mit Liedern in den Schlaf,
eia, eia Herzchen,
schlaf, Jesulein, schlaf.
Schlaf, Leiden, schlaf,
die Äugelein schließe,
frage nicht, was irgendwann sein wird,
ein Kreuz bereiten dir die Menschen vor.
Eia, eia Herzchen,
schlaf, Jesulein, schlaf.
Schlaf, Jesulein, schlaf,
öffne dein Herz,
mögen alle an ihm ruhen,
hier auf Erden und dort im Paradies,
eia, eia Herzchen,
schlaf, Jesulein, schlaf.

Mykola Leontowytsch

Щедрик (Glückwunsch-Lied)

Songtext Translation

Щедрик, щедрик,
щедрівочка,
Прилетіла ластівочка,
Стала собі щебетати,
Господаря викликати:
– Вийди, вийди, господарю,
Подивися на кошару,
Там овечки покотились,
А ягнички народились.
В тебе товар весь хороший,
Будеш мати мірку грошей.
Хоч не гроші, то полова,
В тебе жінка чорноброва.
Щедрик, щедрик, щедрівочка,
Прилетіла ластівочка.

Schtschedryk, schtschedryk,
Glückwunsch-Lied,
es kam ein Schwälbchen geflogen
und fing an zu zwitschern, und den
Hausherrn zu rufen: »Komm raus, o
Hausherr, schau auf deinen Schafstall,
da haben sich die Schafe bewegt und
die Lämmlein sind geboren. Bei dir ist
alles schön, du wirst eine Menge Geld
verdienen, und wenn du kein Geld
hast, so hast du immer noch deine
bessere Hälfte, deine schöne Frau
mit dunklen Augenbrauen.«
Schtschedryk, schtschedryk,
Glückwunsch-Lied,
es kam ein Schwälbchen geflogen.

Mykola Lyssenko

Молитва за Україну (Gebet für die Ukraine)

Songtext Translation

Боже великий, єдиний,
Нам Україну храни,
Волі і світу промінням
Ти її осіни.
Світлом науки і знання
Нас, дітей, просвіти,
В чистій любові до краю,
Ти нас, Боже, зрости.
Молимось, Боже єдиний,
Нам Україну храни,
Всі свої ласки й щедроти
Ти на люд наш зверни.
Дай йому волю, дай йому долю,
Дай доброго світу, щастя,
Дай, Боже, народу
І многая, многая літа.

Großer und allmächtiger Herr
beschütze für uns die Ukraine,
segne sie für uns mit Freiheit und
Licht deiner heiligen Strahlen.
Mit Lernen und Wissen erleuchte
uns, deine kleinen Kinder,
in reiner und ewiger Liebe
lass uns, oh Herr, wachsen.
Wir beten, oh allmächtiger Herr,
beschütze für uns die Ukraine,
gewähre unserem Volk und Land
deine ganze Güte und Gnade
Segne es mit Freiheit und Wohl,
gib uns eine freundliche Welt und Glück,
segne uns, oh Herr
für immer und ewig.

Zeichen setzen – Наша позиція

Liebes Publikum,

der barbarische russische Angriffskrieg auf die Ukraine erschüttert fast ein Jahr nach seinem Beginn noch immer die Grundfesten Europas. Millionen ukrainische Bürger:innen mussten ihre Heimat verlassen, Tausende verloren ihr Leben. Dieser Angriff gilt nicht nur einem Land und seiner Bevölkerung, sondern auch dem einzigartigen kulturellen Erbe der Ukraine. Insbesondere die ukrainische Chormusik ist Teil dieser reichen, vielschichtigen Kulturlandschaft. Der Rundfunkchor Berlin möchte sich einsetzen für die Sichtbarkeit – und Hörbarkeit – dieser Kultur. Zudem ist es uns wichtig, nicht nur ein musikalisches Zeichen zu setzen, sondern mit unserem Weihnachtskonzert auch den ganz konkreten Aufruf zum Spenden an die Ukraine-Hilfe Berlin e.V. zu verbinden. Und nicht zuletzt möchten wir mit diesem auch für uns neuen Programm den Menschen aus der Ukraine unsere Solidarität zusichern – denn Musik hat die Kraft zu verbinden, Trost zu spenden und Zeichen zu setzen für Frieden und Menschlichkeit, und das nicht nur zur Weihnachtszeit.

Rachel-Sophia Dries, Chordirektorin

Gijs Leenaars, Chefdirigent

 

Шановні гості,

Варварська російська загарбницька війна проти України все ще стрясає підвалини Європи майже через рік після її початку. Мільйонам громадян України довелося залишити свої домівки, тисячі загинули. Цей напад спрямовано не лише проти країни та її народу, але й проти унікальної культурної спадщини України. Зокрема українська хорова музика є частиною цього багатого, різноманітного культурного ландшафту. Хор Берлінського радіо бажає працювати над популяризацією цієї культури – щоб її було помітно – і чути. Крім того, для нас важливо не лише подати музичний приклад, але й поєднати наш різдвяний концерт з цілком конкретним закликом до пожертв на
користь Ukraine-Hilfe Berlin e. V.  І останнє, але не менш важливе: цією програмою, яка також є новою для нас, ми хотіли б запевнити людей з України в нашій солідарності – адже музика особливо під час Різдва має силу єднати, розраджувати та бути символом на користь миру й людяності.

Рахель-Софія Дрі, Директорка хору

Гійс Лінаарс, Головний диригент

»Was für ein Wunder«. Zur geistlichen Chormusik aus der Ukraine

Die ukrainische Chormusik mit ihrer mehr als tausendjährigenTradition besitzt in der Nationalkultur der Ukraine eine einmalige Bedeutung – an ihr wurden die typischen Merkmale eines nationalen Stils ausgebildet, sie ist es, die die ukrainische Mentalität und Seele des Volkes auf grundlegende Weise verkörpert. Insbesondere gilt dies für das reiche Erbe an geistlicher Musik, die dem Weihnachtsfest in der Ukraine gewidmet ist. Buchstäblich Hunderte von Melodien und Kompositionen, oftmals im Rahmen des orthodoxen Ritus zelebriert, bilden in ihrer musikalischen Fülle einen unvergleichlichen Kanon weihnachtlicher Musik.

Insbesondere die orthodoxe Liturgie prägt die ukrainischen Komponist:innen bis heute. Und so sind es Auszüge aus Jewhen Stankowytschs 2003 komponierter »Liturgie des heiligen Johannes Chrysostomos« (dem orthodoxen Gegenstück zur römisch-katholischen Messe), die das Konzert eröffnen. Als einer der profiliertesten ukrainischen Komponist:innen der Gegenwart wurde Stankowytsch mit Werken wie dem »Requiem für die Opfer der Hungersnot«, das dem Gedächtnis der Millionen Toten der systematisch von der UdSSR in der Ukraine herbeigeführten Hungerkatastrophe Holodomor gewidmet ist, oder dem Kaddisch-Requiem »Babyn Jar«, das der Ermordung von 33000 Kyiver Juden durch die SS im Jahr 1941 gedenkt, zum musikalischen Chronisten der Ukraine. Charakteristisch für sein Komponieren ist das breite Spektrum harmonischer Stilmittel, wie es sich auch in seiner Liturgie niederschlägt. Die Stilistik der heimatlichen Folklore und des orthodoxen Kirchengesangs fungieren als gedachtes Zentrum, von dem ausgehend er zu komplexen Harmoniegebilden gelangt – von der Diatonik zum Cluster ist es für Stankowytsch nur ein kleiner Schritt.

Mit der »Feierlichen Liturgie« der 1939 in Kyiv geborenen Komponistin Lesja Dytschko erklingt ebenfalls ein geistliches Werk des 20. Jahrhunderts. Als eine der führenden ukrainischen Komponist:innen von Chormusik ist sie eine der Ersten, die sich nach fast einem Jahrhundert des kommunistischen Verbots von Kirchenmusik dezidiert mit sakraler Musik auseinandersetzten. Über ihre »Feierliche Liturgie« schreibt Dytschko: »Ich träumte davon, das Wunder der volkstümlichen Intonation, die unser ukrainisches Volk über Jahrtausende entwickelt hat, die einzigartige Schönheit des Kyiver Gesangs mit der Tiefe der spirituellen Texte der Bibel zu verbinden. In der Liturgie kann man das Intimste ausdrücken: eine Bitte um Barmherzigkeit und Heil unserer Seelen, um die Einheit der Kirchen Gottes, um die Bewahrung des Lebens und der Spiritualität.«

Nach instrumentalen Intermezzi von Johann Sebastian Bachs Fuge in g-Moll, die ein gesangliches Thema in kunstvollen Durchführungen vorstellt, und Jewhen Kosaks Bearbeitung des folkloristischen Hirtenlieds »Wiwtscharyk« begegnen wir in der ukrainischen Komponistin Galina Grigorjewa dann wieder einer starken zeitgenössischen Stimme, die sich der vokalen Sakralmusik verschrieben hat. Grigorjewas Musiksprache wurzelt deutlich in der orthodoxen Kirchen- und Volksmusik und weist Bezüge zu früheuropäischer Polyphonie auf. Ihr Lobpreis der Gottesmutter Maria »Rejoice, o Virgin Theotokos« entstammt ihrer 2007 uraufgeführten »Vesper«. »In der christlich-orthodoxen Tradition symbolisiert die Vesper den Beginn eines neuen Tages«, so Grigorjeva über ihre Komposition. »Die Gläubigen begrüßen die Dunkelheit mit dem Licht Christi.«

Den liturgischen Gedanken weiterspinnend, fügt sich auch Dmytro Bortnjanskyjs »Cherubim-Hymnus Nr. 7« in das Programm ein, eine der populärsten Hymnen der orthodoxen Kirche. Der heute als »Mozart der Ukraine« bekannte Bortnjanskyj kam bereits als Kind an die Hofsängerkapelle nach St. Petersburg, wo er Schüler Baldassare Galuppis wurde. 1769 folgte er Galuppi nach Italien und wurde bei seiner Rückkehr von Zar Paul I. zum Direktor der Hofsängerkapelle ernannt. So ist auch sein kirchenmusikalisches Schaffen, das über hundert Motetten, Kantaten und liturgische Stücke umfasst, geprägt von der Synthese slawischer und westeuropäischer Stilelemente.

Auch die schlicht »Melodie« betitelte zärtlich-romantische Komposition Myroslaw Skoryks gehört wohl zu den beliebtesten Stücken, die ihren Weg aus der Ukraine in die ganze Welt fanden. Skoryk, Schüler von Dmitri Kabalewski, komponierte das Werk 1982 ursprünglich als Filmmusik. Dreiteilig angelegt – bestehend aus dem melancholischen Eröffnungsthema, seiner kurzen Durchführung und einer anschließenden modulierten Reprise – findet das Werk in seiner Eindringlichkeit heute in den verschiedensten Arrangements seinen Platz auf den internationalen Konzertpodien.

Eines der bekanntesten Weihnachtslieder der Ukraine, Wassyl Barwinsskyjs vom Wunder der Geburt Jesu erzählendes »Schtscho to sa predywo« (»Was für ein Wunder«), eröffnet den nicht liturgischen Teil des Konzerts, in dem sich volkstümliche ukrainische Weihnachtslieder in der Bearbeitung der Anfang des 20. Jahrhunderts wirkenden Komponisten Kyrylo Stetssenko, Mykola Leontowytsch und des zeitgenössischen Komponisten Oleksandr Tarassenko versammeln. Der andächtige Lyrismus von Barwinsskyjs Komposition steht im scharfen Gegensatz zu seinem eigenen und auch Stetssenkos Schicksal. Barwinsskyj, der ab 1915 am Konservatorium von Lwiw lehrte und später Direktor dieser Einrichtung werden sollte, wurde 1948 denunziert, verhaftet und gemeinsam mit seiner Frau in ein Arbeitslager nach Mordowien verbannt – seine Partituren wurden öffentlich verbrannt. Als Barwinsskyj zehn Jahre später als gebrochener Mann nach Lwiw zurückkehrte, verbrachte er den Rest seiner Tage mit dem erfolglosen Versuch, seine verlorenen Werke wiederherzustellen.

Von den politischen Unruhen des 20. Jahrhunderts war auch das Leben Kyrylo Stetssenkos geprägt. Wegen patriotischer Aktivitäten mehrfach verhaftet und verbannt, kehrte er nach der Februarrevolution 1917 nach Kyiv zurück, wo er in der kurzlebigen Ukrainischen Volksrepublik die Leitung der Musikabteilung des Bildungsministeriums übernahm und die nationale ukrainische Musik förderte – Aktivitäten, die mit der Machtübernahme der Bolschewiki jäh zum Erliegen kamen.

Während Barwinsskyjs und Stetssenkos Chormusik außerhalb der Ukraine weitgehend unbekannt blieb, war Mykola Leontowytschs »Schtschedryk« (»Glückwunsch-Lied«), einem Lied zum orthodoxen Neujahrsfest, glücklicherweise ein anderes Schicksal beschieden. Über einem vier Noten umfassenden Ostinato im schwingenden Dreivierteltakt entfaltet sich die Geschichte einer Schwalbe, die einer Familie ein reiches neues Jahr verkündet. Zu internationaler Bekanntheit
kam das Stück allerdings erst in der Bearbeitung des Amerikaners Peter Wilhousky, der es 1936 mit einem neuen englischen Text versah. Inspiriert von der glockenähnlichen Melodie verband es Wilhousky mit dem Weihnachtsfest, sodass es im angloamerikanischen Raum heute als »Carol of the Bells« zu den bekanntesten Weihnachtsliedern zählt.

Dem letzten Komponisten des Abends, Mykola Lyssenko, kommt in der ukrainischen Musikgeschichte eine ganz besondere Stellung zu, gilt er doch als Vater eines ukrainischen Nationalstils. 1842 geboren, begann er 1867 seine musikalische Laufbahn am Leipziger Konservatorium und setzte später seine Studien bei Nikolai Rimsky-Korsakow in St. Petersburg fort. Schon früh interessierte sich Lyssenko leidenschaftlich für die Volksmusik seiner Heimat und begann mit der systematischen Sammlung ukrainischer Volkslieder – eine Arbeit,
die er sein ganzes Leben lang fortsetzen sollte. Dieses Engagement für die Kultur seines Vaterlandes war vor dem Hintergrund, dass Zar Alexander II. 1876 einen Erlass unterschrieb, der das Singen ukrainischer Lieder in Schulen und ukrainischsprachige Theateraufführungen verbot, mehr als mutig. Und so sollte auch sein patriotisches »Gebet für die Ukraine«, das Lyssenko 1885 auf einen Text von Oleksandr Konyskyj schrieb und veröffentlichte, zur geistlichen Hymne der Ukraine werden. Als Kirchenlied regelmäßig zum Abschluss von Gottesdiensten in der Ukraine gesungen, wurde es während des Sowjetisch-Ukrainischen Krieges 1917/18 zum musikalischen Nationalsymbol der Ukraine und erklingt bis heute bei besonderen Feierlichkeiten des Landes. In Zusammenhang mit dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 erhielt das »Gebet für die Ukraine« traurige Aktualität – ist doch die darin so sehnsüchtig erwünschte Freiheit wieder umkämpft.

Elisabeth Kühne

«Що то за предиво». Про духовну хорову музику з України

Українська хорова музика, з її більш ніж тисячолітньою традицією, має унікальне значення в національній культурі України – саме на ній сформувалися типові риси національного стилю, саме вона фундаментально втілює українську ментальність і душу народу. Особливо це стосується багатої спадщини духовної музики, присвяченої Різдву Христовому в Україні. Буквально сотні мелодій і композицій, часто виконуваних в рамках православного обряду, утворюють у своєму музичному багатстві незрівнянний канон різдвяної музики.

Зокрема, православна літургія формує українських композиторів і донині. І тому саме уривки з «Літургії святого Іоанна Златоустого» Євгена Станковича (православний аналог римо-католицької меси), написаної у 2003 році, відкривають концерт. Як один з найвидатніших українських композиторів сучасності, Станкович став музичним літописцем України завдяки таким творам, як «Реквієм за жертвами Голодомору», присвячений пам‘яті загиблих під час штучного голоду, або Реквієм-Каддиш «Бабин Яр», що вшановує пам‘ять про вбивство 33000 київських євреїв есесівцями у 1941 році. Характерним для його композиторської творчості є широкий спектр гармонічних стилістичних засобів, що знайшло відображення і в його літургії. Стилістика вітчизняного фольклору та православного церковного співу виступають уявним центром,з якого композитор приходить до складних гармонічних структур – для Станковича від діатоніки до кластера пролягає лише маленький крок.

Також прозвучить «Урочиста Літургія» композиторки Лесі Дичко, яка народилася у 1939 році в Києві, що представляє сакральний твір 20-го століття. Як одна з провідних українських композиторів хорової музики, вона є
однією з перших, хто рішуче звернувся до духовної музики після майже століття комуністичної заборони церковної музики. Ось що пише Дичко про свою «Урочисту Літургію»: «Чудо народних інтонацій, що тисячоліттями
випрацьовував наш український народ, неповторну красу Київського розспіву я мріяла поєднати з глибиною духовних текстів Біблії. Саме в Літургії можна висловити найсокровенніше: прохання про помилування і спасіння душ наших, за Божих церков з‘єднання, за збереження життя і духовності».

Після інструментальних інтермедій із фуги соль-мінор Йоганна Себастьяна Баха, яка представляє пісенну тему в художньому розвитку, та обробки Євгеном Козаком фольклорної пастушої пісні «Вівчарик» ми знову зустрічаємо сильний сучасний голос української композиторки Галини Григор’євої, яка присвятила себе вокальній духовній музиці. Музична мова Григор‘євої чітко вкорінена в православній церковній та народній музиці і має відсилання до раннього європейського багатоголосся. Прославлення Пресвятої Богородиці «Радуйся, Богородице Діво» походить з її «Вечірні», прем‘єра якої відбулася у 2007 році. «У християнській православній традиції Вечірня символізує початок нового дня, – розповідає Григор’єва про свою композицію. – Вірні зустрічають темряву світлом Христовим».

Продовжуючи літургійну ідею, до програми також вписується «Іже херувими» Дмитра Бортнянського, один із найпопулярніших гімнів православної церкви. Бортнянський, якого сьогодні називають «українським Моцартом», у дитинстві потрапив до Придворної співацької капели в Петербурзі, де навчався у Бальдассаре Галуппі. У 1769 році він слідом за Галуппі поїхав до Італії, а після повернення був призначений царем Павлом І директором Придворної співацької капели. Його доробок у галузі церковної музики, що налічує понад сто мотетів, кантат і літургійних творів, характеризується синтезом слов‘янських і західноєвропейських стилістичних елементів.

Ніжно-романтична композиція Мирослава Скорика під простою назвою «Мелодія» є, мабуть, одним з найпопулярніших творів, які знайшли свій шлях з України у світ. Скорик, учень Дмитра Кабалевського, спочатку написав твір у 1982 році як музику до фільму. Твір складається з трьох частин – меланхолійної початкової теми, її короткого розвитку і подальшого модульованого викладу – і є настільки проникливим, що сьогодні знаходить своє місце в найрізноманітніших аранжуваннях на міжнародних концертних сценах.

Одна з найвідоміших різдвяних колядок в Україні – «Що то за предиво» Василя Барвінського, що розповідає про диво народження Ісуса Христа, відкриває нелітургійну частину концерту з народними українськими різдвяними піснеспівами в обробці композиторів початку 20-го століття Кирила Стеценка, Миколи Леонтовича і сучасного композитора Олександра Тарасенка. Набожний ліризм цього твору різко контрастує з долею самих композиторів Барвінського і Стеценка. Барвінський, який з 1915 року викладав у Львівській консерваторії, а згодом став директором цього закладу, був засуджений у 1948 році, заарештований і засланий разом із дружиною до трудового табору в Мордовії – його партитури були публічно спалені. Коли Барвінський через десять років повернувся до Львова зламаною людиною, він решту днів провів у безуспішних спробах відновити свої втрачені твори.

Політичні потрясіння 20-го століття вплинули і на життя Кирила Стеценка. Кілька разів заарештований і засланий за патріотичну діяльність, він повернувся до Києва після Лютневої революції 1917 року і в недовготривалій Українській Народній Республіці очолив музичний департамент Міністерства освіти та пропагував національну українську музику – діяльність, яка різко припинилася після захоплення влади більшовиками.

Якщо хорова музика Барвінського та Стеценка залишилася майже невідомою за межами України, то «Щедрик» Миколи Леонтовича – пісня-вітання до православного Нового року, – на щастя, мала іншу долю. В чотиринотному остинато і розмашистому розмірі на три чверті розгортається історія ластівки, яка сповіщає родині про багатий новий рік. Однак міжнародну популярність пісня здобула лише в обробці американця українського походження Пітера Вільговські, який у 1936 році написав до пісні нові слова англійською мовою. Надихнувшись мелодією, схожою на перегук дзвонів, Вільговські пов’язав її з Різдвом, що зробило її однією з найвідоміших різдвяних пісень у англомовних країнах сьогодення як «Колядка дзвонів».

Останній композитор вечора Микола Лисенко займає особливе місце в історії української музики, оскільки його вважають батьком українського національного стилю. Він народився в 1842 році, почав свою музичну кар‘єру в Лейпцизькій консерваторії в 1867 році, а потім продовжив навчання у Миколи Римського-Корсакова в Санкт-Петербурзі. З ранніх років Лисенко пристрасно цікавився вітчизняною народною музикою і розпочав систематичне збирання українських народних пісень – справу, яку йому судилося продовжувати протягом усього життя. Така відданість культурі своєї Батьківщини була
більш ніж сміливою з огляду на те, що цар Олександр ІІ у 1876 році підписав указ про заборону співу українських пісень у школах і театральних вистав українською мовою. Тож його патріотична «Молитва за Україну» на слова Олександра Кониського, яку Лисенко опублікував у 1885 році, неодмінно мала стати духовним гімном України. Як гімн, що регулярно виконувався наприкінці церковних богослужінь в Україні, він став національним музичним символом України під час радянсько-української війни 1917/18 рр. і досі звучить на урочистих заходах в країні. У зв‘язку з російським вторгненням в Україну у 2022 році «Молитва за Україну» набула сумної актуальності – адже бажання свободи, так тужливо висловлене в ній, віддалилося у своєму здійсненні.

Елізабет Кюне

Künstlerfoto Rundfunkchor Berlin 2020

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