Weihnachtskonzert 2021

20:00 Haus des Rundfunks Leider verpasst

Nachdem unser traditionelles Weihnachtskonzert letztes Jahr aus pandemiebedingten Gründen leider ausfallen musste, freuen wir uns ganz besonders, die Weihnachtstage dieses Jahr wieder mit Ihnen gemeinsam einläuten zu können. Zu hören gibt es unter Leitung von Chefdirigent Gijs Leenaars dieses Jahr ein Programm, das dem Chor wie auf den Leib geschnitten ist.

 

Wir beginnen mit einem Werk, das der Musikhistoriker Otto Ursprung einmal als »die schönste reine Vokalmesse des 19. Jahrhunderts« bezeichnete: die »Messe in Es-Dur (Cantus Missae)« von Josef Gabriel Rheinberger. Selten ist dieses Werk in einer solch großen Besetzung zu hören. Darauf folgen Hugo Wolfs spätromantische »Sechs geistliche Lieder nach Gedichten von Joseph Eichendorff«, bevor »Drei weihnachtliche Liedsätze« von Heinrich Kaminski einen eher modernen, reflektierten Umgang mit dem Weihnachtslied präsentieren. Arnold Schönbergs »Friede auf Erden« nach einem Gedicht von Konrad Ferdinand Meyer bildet schließlich den krönenden Abschluss. Ergreifender, eindringlicher, metaphysischer als in dieser beinahe flehentlichen Bitte für den Frieden hat Schönberg selten geschrieben. Die Botschaft ist heute noch ebenso aktuell wie zur Uraufführung des Stückes vor 100 Jahren.

Das Konzert wird von Deutschlandfunk Kultur am 22. Dez um 20:03 Uhr übertragen.

Hygieneregelung

Für das Konzert gilt die 2G-Regel + FFP2-Maske. Bitte beachten Sie unbedingt die Informationen zur Voraussetzung für den Konzertbesuch im Großen Sendesaal des rbb im Haus des Rundfunks.

 

Voraussetzung für den Konzertbesuch im Großen Sendesaal des rbb im Haus des Rundfunks:

  • Ihr Ticket
  • Ihr gültiges Ausweisdokument inkl. Lichtbild
  • ein gültiger, digitaler Nachweis über eine vollständige Impfung mit Impfstoffen, die in der EU zugelassen sind (mindestens 14 Tage nach der Zweitimpfung) ODER eine genesene Corona-Infektion, die nicht länger als sechs Monate zurückliegt (Bitte beachten Sie, dass der Nachweis in Form einer App oder als QR-Code auf Papier vorliegen muss, ein Zutritt mit dem gelben Impfausweis ist leider nicht möglich).
  • Das Tragen einer FFP2-Maske ist während des gesamten Aufenthalts innerhalb des Haus des Rundfunks verpflichtend, auch während des Konzertes
  • Ihre Anwesenheits-Registrierung mittels LUCA-App, Corona-Warn-App oder Ausfüllen des Datenerfassungsbogens vor Ort

 

Ausgenommen von der 2G-Regel sind:

  • Personen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können; Sie müssen mittels eines PCR-Tests negativ getestet sein und zusätzlich Ihre Impfunfähigkeit mittels einer ärztlichen Bescheinigung nachweisen
  • Kinder und Jugendliche zwischen dem 6. und dem vollendeten 18. Lebensjahr, müssen einen zertifizierten tagesaktuellen negativen Schnelltest vorweisen
  • Schülerinnen und Schüler bis 18 Jahren sind in Schulzeiten von der 2G-Pflicht und der Testpflicht ausgenommen sind, sofern sie einen Schülerausweis oder eine BVG-Schülerkarte vorlegen können. Andernfalls benötigen auch sie einen zertifizierten tagesaktuellen negativen Schnelltest.

 

Bitte beachten Sie: Aufgrund der Infektionsschutzverordnung des rbb, kann die Garderobe vor Ort nicht abgegeben werden.

Wir empfehlen Karten vorab online zu erwerben; ein Kauf an der Abendkasse ist weiterhin trotzdem möglich.

Ortsverlegung

Mit Inkrafttreten des geänderten Hygienerahmenkonzepts für Kulturveranstaltungen in Berlin, das seit dem 8. Dez 2021 gilt, wird das Weihnachtskonzert des Rundfunkchores Berlin am 22. Dez nicht wie vorgesehen im Berliner Dom stattfinden können.

Das Konzert wird deshalb am 22. Dez um 20 Uhr im stimmungsvoll gestalteten Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks stattfinden.

  • Besucher:innen, die bereits ein Ticket für den Dom erworben haben, werden per Mail oder Telefon kontaktiert.

Wir freuen uns, Sie bei unserem besinnlichen Weihnachtskonzert begrüßen zu dürfen und gemeinsam mit Ihnen die Festtage einzuläuten!

Tickets

  • Wed Dec 22nd

    Haus des Rundfunks,
    Großer Sendesaal

    20:00

    Leider verpasst

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Program details

Program

Josef Gabriel Rheinberger

Missa Es-Dur (Cantus Missae)

Hugo Wolf

Sechs geistliche Lieder nach Gedichten von Joseph von Eichendorff
in der Bearbeitung für Männerchor von Max Reger

Heinrich Kaminski

3 weihnachtliche Liedsätze
Maria durch ein Dornwald ging - Lasst uns das Kindlein wiegen - Joseph, lieber Joseph mein

Arnold Schönberg

»Friede auf Erden« op. 13
für achtstimmigen Chor a cappella

Text

Geheimnis und Versprechen

In der Weihnachtsgeschichte kommen Himmel und Erde zusammen: das, was wir nicht kennen, und das, wo wir leben. Sinnbildlich wird das in der Erscheinung und dem Gesang der Engel vor den Hirten bei Bethlehem. Das Reden und Dichten über die Erzählung aus dem Lukasevangelium konzentriert sich um zwei Pole: das transzendente Mysterium und die diesseitige Hoffnung. Das Mysterium liegt in der Menschwerdung Gottes, die weltliche Hoffnung in der Friedensverheißung der Engel. Die beiden Pole bestimmen die Grundlinien im diesjährigen Weihnachtskonzert des Rundfunkchors Berlin. Den Rahmen steckt die Friedenshoffnung; sie ist Hauptthema zweier groß dimensionierter Werke. Zweimal wird sie im Text der lateinischen Messe angesprochen: als Verheißung im »Gloria« (»Et in terra pax«), als Bitte zum Abschluss: »Dona nobis pacem«. Als Refrain erscheint sie in Conrad Ferdinand Meyers Gedicht, das Arnold Schönberg 1907 vertonte. Dazwischen nehmen Lieder – neu komponierte und ältere, aber neu gesetzte – Bezug auf die Volksfrömmigkeit, die sich in ihrer Bild- und Symbolhaftigkeit am Mysterium entzündet.

Christus im Zentrum: Rheinbergers Es-Dur-Messe

Josef Rheinbergers »Cantus Missae« wurde in der Nachweihnachtszeit geschrieben (zwischen 13. und 18. Januar 1878) und am Neujahrstag 1879 unter Leitung des Komponisten uraufgeführt. Als er das doppelchörige Werk komponierte, war er seit einem Vierteljahr Münchener Hofkapellmeister und damit in jahrhundertealter Tradition ein Nachfolger Orlando di Lassos. »Anders als sein Vorgänger Franz Wüllner, der neben seinem kirchlichen Amt auch Verpflichtungen an der Oper und im Konzertleben wahrzunehmen hatte, wollte sich Rheinberger nur seinem kirchlichen Wirkungskreis widmen« (Willi Schulze).

Mit der Es-Dur-Messe gelang ihm ein Meisterwerk. Er verschmilzt darin mehrere Traditionsstränge: das mehrchörige Musizieren, wie es vor allem an San Marco in Venedig kultiviert worden war; die Vokalpolyphonie der Renaissance, die bisweilen auf liturgisch vorgeprägte Melodiemodelle zurückgriff; die polyphone Kunst Bachs und seiner Ära; aber auch das zeitgenössische Bewusstsein von den Möglichkeiten der Harmonik und der musikalischen Raumsuggestion, die über die baulich bedingte Akustik hinausgeht; und nicht zuletzt die eigene Erfahrung mit der Geschichte der Messkompositionen, die er als Dirigent gesammelt hatte. Sie macht sich unter anderem im souveränen Ausgleich bemerkbar, den er zwischen Teilen mit wenig Text (vor allem »Kyrie« und »Agnus Dei«) einerseits und wortreichen Stücken (»Gloria« und »Credo«) andererseits schafft. Die Texte unterscheiden sich nicht nur äußerlich. Während sich die langen als Lobpreisungen und Bekenntnisse an die Mitmenschen richten, wenden sich die kurzen direkt an Gott. Dieser Kommunikation verleiht Rheinberger Intensität durch Chordialoge als Echos, bestätigende Imitationen und Antworten sowie durch eine kontrapunktische Ausgestaltung, in der die einzelne Stimme innerhalb des Ganzen Profil erhält, ohne eine Sonderstellung zu beanspruchen: Polyphonie wird zum Sinnbild für die Gleichheit der Individuen vor Gott.

Der Vortrag der langen Texte im Wechsel der Chorgruppen »entspricht dem traditionellen Chordialog, der sich an den Höhepunkten zur Achtstimmigkeit steigert« (Willi Schulze). Rheinberger nutzt alle Mittel vom Unisono bis zur achtfachen Auffaltung des Chorklangs, von choralartiger Synchronität bis zur komplexen Verflechtung selbstständig durchorganisierter Linien; bisweilen verdoppelt er Stimmen, um sie hervorzuheben, manchmal fasst er beide Chöre zu einem zusammen. Er formuliert und verwendet Themen, die an gregorianische Gesänge erinnern, so etwa im Abschnitt »Et in terra pax« (»Und auf Erden Frieden«) im »Gloria« oder zu Beginn des »Sanctus«.

Das Anfangsthema des »Credo« stilisiert die liturgische Tradition in der Art der Bach-Zeit. Sechsmal tritt es auf. Es erscheint zu Anfang, danach drei Mal im Bekenntnisabschnitt zu Jesus Christus, und zwar an den Textstellen »Deum de Deo, lumen de lumine« (»Gott von Gott, Licht vom Lichte«), »Et incarnatus est« (»Und er ist Fleisch geworden«) und »Et ascendit in coelum« (»Und er ist aufgefahren in den Himmel«). Danach eröffnet es die Abschnitte über den Heiligen Geist (»Et in Spiritum Sanctum«) und das Auferstehungsbekenntnis (»Et expecto resurrectionem mortuorum« – »Und ich erwarte die Auferstehung von den Toten«). Dreimal ist es direkt, einmal indirekt (»Et resurrexit«) mit dem Christusglauben verknüpft; zweimal wird Christi Göttlichkeit betont (»Deum de Deo«, »Et ascendit«), einmal die Menschwerdung (»Et incarnatus est«). Jesu Doppelgestalt – das eigentliche Mysterium des christlichen Glaubens – wird von Rheinberger musikalisch reflektiert. Ein weiteres Detail bestätigt dies: Der »Credo«-Text wird durchlaufend vertont; nur zwei Aussagen werden wiederholt und erhalten dadurch Nachdruck: »Et incarnatus est« und »et sepultus est« (»und er wurde begraben«), beide mit dem gleichen Motiv und derselben Artikulation, die sonst nicht vorkommt. Die Menschwerdung und ihre Folgen – Jesu stellvertretendes Leiden und Sterben – werden damit unterstrichen. Rheinberger stellt eine Balance zwischen Christi Wesenheiten her. Mit solch inhaltlicher Präzision, eingebettet in eine souveräne Formgebung, konnte nur einer komponieren, der sich in der Christenlehre ebenso gut auskannte wie in seiner Kunst.

Schnittstelle zur Volksfrömmigkeit: Wolfs Chorlieder

Drei Jahre nach Rheinbergers Es-Dur-Messe komponierte der 21-jährige Hugo Wolf sechs geistliche Lieder für gemischten Chor nach Gedichten Joseph von Eichendorffs. Der Romantiker aus Schlesien, der alle namhaften Komponisten seines Jahrhunderts zu Liedern und Zyklen anregte, hatte den jungen Komponisten bereits ein Jahr zuvor beschäftigt. Damals entstanden die ersten Eichendorff-Lieder für eine Singstimme und Klavier, die am Ende des Jahrzehnts in Wolfs bekannte Sammlung eingingen. Die Chorlieder decken eine Seite der Eichendorffʼschen Poesie ab, die des gläubigen, frommen Menschen. Sie steht nicht im Gegensatz zum teils melancholischen, teils frohgemuten Romantiker. Das ausgeprägte Fern- und Heimweh, sein Dichten rund um Heimat und Fremde, fand in der religiös-utopistischen Sphäre einen Fluchtpunkt. Eichendorff geht es nicht um Dogmen und Bekenntnisse, sondern um religiöse Erfahrung im Lebenskampf, der auch mit unsichtbaren Mächten ausgefochten werde, um Nacht und Schlaf als Empfangszeiten für das Ewige, Überzeitliche und Übersinnliche und um die Hoffnung auf Gottes friedensstiftendes Erbarmen. Er dichtete im Überschneidungsbereich des Christenglaubens zur älteren Volksfrömmigkeit.

Als Max Reger 1903 nach Hugo Wolfs frühem Tod die Sichtung und Edition des Nachlasses übernahm, veröffentlichte er in den »Süddeutschen Monatsheften« einen Essay über seinen Komponistenkollegen. Darin empfiehlt er: »Leistungsfähige Kirchenchöre oder auch weltliche Vereine sollten, um ihrem zuweilen recht tristen Repertoire aufzuhelfen, fleißigst die sechs geistlichen Lieder nach Gedichten von Joseph von Eichendorff (a cappella) singen. Es sind das ganz ausgezeichnete Chorsachen, von denen einige als schönste zu bezeichnen nicht gut möglich ist, da sie alle von kraftvollster Eigenart zeugen. Dieselben Chöre sind auch in einer Bearbeitung für Männerchor zu haben, und es wäre als wahres Labsal zu begrüßen, wenn durch diese ernsten, allem Seichten und Oberflächlichen so gänzlich abholden Gesänge eine gehörige Bresche in die chinesische Mauer der unseligen Liedertafelei gelegt würde.« Männerchöre waren damals in der absoluten Mehrheit. Der Dachverband für das kollektive Gesangswesen, der Deutsche Sängerbund, stand bis 1933 nur ihnen offen. Die Kritik an ihrem Repertoire und rohen Gesangsstil war weit verbreitet. Reger wollte mit den Bearbeitungen, die er in seinem Essay erwähnte, zur Kultivierung und Niveauhebung in dieser Sparte populärer Kultur beitragen – ein so gutes wie nötiges Unterfangen.

Bildungsprogramm: Kaminskis Chorsätze

Heinrich Kaminski war im deutschen Musikleben stets ein Außenseiter; nur zwei Stücke blieben in Kirchenmusikerkreisen bekannt: seine Orgeltoccata über den Choral »Wie schön leuchtet der Morgenstern« und sein feinsinnig durchkomponierter Chorsatz zu »Maria durch ein Dornwald ging«. Der Sohn eines altkatholischen Pfarrers und einer Opernsängerin fand spät zur Musik als Beruf. Nach dem Abitur und einer Banklehre studierte er zunächst Nationalökonomie, ehe ihm geraten wurde, seinen künstlerischen Leidenschaften zu folgen. Er schrieb sich in Heidelberg für Evangelische Kirchenmusik ein, nach zwei Jahren wechselte er ans Stern’sche Konservatorium in Berlin. Sein Schaffen entwickelte er ziemlich zurückgezogen im Umkreis der Künstlerkolonie um Franz Marc. Den Lebensunterhalt verdiente er als Klavierlehrer und Chorleiter, hauptsächlich konzentrierte er sich auf das Komponieren.

Die drei weihnachtlichen Liedsätze erschienen erstmals 1930 im »Volksliederbuch für die Jugend«, einem ehrgeizigen Bildungsprojekt, das Leo Kestenberg, Musikreferent im Preußischen Kultusministerium, schon in den frühen 1920er-Jahren angestoßen hatte. Ziel war es, Schul- und Jugendchören eine repräsentative Sammlung alter und neuer Volksliedbearbeitungen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden anzubieten, um ein qualitativ hochstehendes Repertoire und eine gründliche Breitenbildung zu erreichen. Kaminskis Sätze gehörten zu den anspruchsvollen. Er nahm Texte und Melodien geistlicher Volkslieder aus verschiedenen Jahrhunderten als Grundlage und gestaltete sie so durch, dass alle Stimmen ihrer eigenen Logik folgen. Ihr Fluss soll eigenständig und frei wirken und sich zugleich zwanglos ins allgemeine Zeitmaß einfügen. Dadurch entstehen zum Teil schwierige rhythmische Konstellationen. Von Laienchören fordert dies lange, geduldige Arbeit; sie schult die Fähigkeit, den eigenen Part in seiner Besonderheit mit sensibler Aufmerksamkeit für die anderen zu artikulieren.

Große Hoffnung: Schönbergs Opus 13

Glaubensfragen bewegten Arnold Schönberg zeit seines Lebens, sie waren für ihn Menschheitsfragen. In seinem Werk treten sie teils offenkundig hervor, teils wirken sie aus dem Verborgenen. Sein Nachdenken konzentrierte sich um die jüdische Überlieferung, bezog aber auch die christliche mit ein – immerhin gehörte er 35 Jahre und damit fast die Hälfte seines Lebens der evangelisch-reformierten Bekenntnisgemeinschaft an. Seine Sicht auf das Verhältnis von Judentum und Christentum beschrieb er Anfang 1951 in einer späten Dichtung, dem neunten seiner »Modernen Psalmen«: »Es ist tragisch, dass die jüdische Geschichtsschreibung es unterlassen hat, die Geschichte Jesu zu berichten. […] Jesus war zweifellos das reinste, unschuldigste, selbstloseste, idealistischste Wesen, das je auf dieser Erde gewandelt hat. […] Wenn er Gottes Sohn genannt wird, so fragt man sich, wer denn mehr Ebenbild Gottes ist als er. […] Er wollte die Religion in ihrer reinsten Form wiederherstellen. […] Hätte das jüdische Glaubensbekenntnis Jesu Geschichte und Märtyrertum so berichtet, wie die Apostel es taten, hätte nie eine Spaltung erfolgen müssen.«

Die späte Äußerung wirft auch ein Licht auf das Chorstück, das über vier Jahrzehnte vorher entstand. 1907 komponierte Schönberg »Friede auf Erden« nach einem Gedicht, das Conrad Ferdinand Meyer 1886 in einer Familienzeitschrift veröffentlicht hatte. Meyer deutet die Weihnachtsgeschichte säkular aus. Von Christus ist namentlich nicht die Rede, Meyer spricht nur von »der Mutter mit dem Kind«. Poetisches Hauptthema ist die Friedensbotschaft der Engel. Sie erscheint als Refrain am Ende jeder Strophe, und sie wird durch Widersprüche hindurch dekliniert bis zur Hoffnung, dass aus den alten Verhältnissen eine neue, ideale Friedensgesellschaft hervorbreche wie eine Blüte aus der Knospe. Den Gedanken, dass in einer Phase etwas angelegt sei, was in der nächsten bestimmend hervortrete, führt Schönberg auch musikalisch aus: Das »Friedensmotiv« grundiert, ehe es dominierend hervorbricht, als fünfmal wiederkehrende Bassfigur die vorhergehenden Verse (»fuhr das himmlische Gesind …«). Die entsprechende Passage erscheint variiert wieder in der vorletzten Strophe, in der vom Unterstrom Richtung Friedensreich die Rede ist (»Etwas wie Gerechtigkeit …«). Vielfalt, Beziehungsreichtum und Durchführung musikalischer Motive erinnern an die sinfonischen Dichtungen op. 4 (»Verklärte Nacht«) und op. 5 (»Pelleas und Melisande«); Opus 13 bildet ihre vokale, geistliche Ergänzung. Dieses noch tonale Chorstück, dem das Oratorium »Die Jakobsleiter«, die Oper »Moses und Aron« und schließlich die »Modernen Psalmen« folgten, ist kein Nebenwerk. Nicht zufällig kehren einige seiner musikalischen Motive gut 30 Jahre später in den erneut tonalen Orgel-»Variationen über ein Rezitativ« op. 40 wieder.

(Text von Habakuk Traber)

Liedtexte

Josef Gabriel Rheinberger – Missa Es-Dur (Cantus Missae)

Kyrie

Kyrie, eleison.
Christe, eleison.
Kyrie, eleison.

Gloria

Gloria in excelsis Deo
et in terra pax hominibus bonae voluntatis.
Laudamus te,
benedicimus te,
adoramus te,
glorificamus te.
Gratias agimus tibi propter magnam gloriam tuam,
Domine Deus, Rex coelestis,
Deus pater omnipotens.
Domine Fili unigenite, Jesu Christe,
Domine Deus, Agnus Dei, Filius Patris;
qui tollis peccata mundi,
miserere nobis;
qui tollis peccata mundi,
suscipe deprecationem nostram;
qui sedes ad dexteram Patris,
miserere nobis.
Quoniam Tu solus Sanctus,
Tu solus Dominus,
Tu solus Altissimus,
Jesu Christe,
cum Sancto Spiritu
in gloria Dei Patris. Amen.

Credo

Credo in unum Deum,
Patrem omnipotentem,
factorem coeli et terrae,
visibilium omnium et invisibilium.
Et in unum Dominum Jesum Christum,
Filium Dei unigenitum,
et ex Patre natum ante omnia saecula.
Deum de Deo, lumen de lumine,
Deum verum de Deo vero,
genitum, non factum,
consubstantialem Patri:
per quem omnia facta sunt.
Qui propter nos homines
et propter nostram salutem
descendit de coelis.
Et incarnatus est de Spiritu Sancto
ex Maria Virgine:
et homo factus est.
Crucifixus etiam pro nobis
sub Pontio Pilato;
passus et sepultus est,
et resurrexit tertia die
secundum Scripturas,
et ascendit in coelum,
sedet ad dexteram Patris.
Et iterum venturus est cum gloria,
judicare vivos et mortuos,
cuius regni non erit finis.
Et in Spiritum Sanctum,
Dominum et vivificantem:
Qui ex Patre Filioque procedit.
Qui cum Patre et Filio,
simul adoratur et conglorificatur:
qui locutus est per prophetas.
Et unam, sanctam, catholicam
et apostolicam Ecclesiam.
Confiteor unum baptisma
in remissionem peccatorum.
Et expecto resurrectionem mortuorum,
et vitam venturi saeculi. Amen.

Sanctus

Sanctus, sanctus, sanctus
Dominus Deus Sabaoth.
Pleni sunt coeli et terra
gloria tua.
Hosanna in excelsis.

Benedictus

Benedictus,
qui venit in nomine Domini.
Hosanna in excelsis.

Agnus Dei

Agnus Dei qui tollis peccata mundi, miserere nobis.
Agnus Dei qui tollis peccata mundi, miserere nobis.
Agnus Dei qui tollis peccata mundi, dona nobis pacem.

Hugo Wolf – Sechs geistliche Lieder nach Gedichten von Joseph von Eichendorff

1. Aufblick

Vergeht mir der Himmel
Von Staube schier,
Herr, im Getümmel
Zeig’ dein Panier!

Wie schwank’ ich sündlich,
Lässt du von mir:
Unüberwindlich
Bin ich mit dir!

2. Einklang

Weil jetzo alles stille ist
Und alle Menschen schlafen,
Mein’ Seel’ das ewʼge Licht begrüßt,
Ruht wie ein Schiff im Hafen.

Der falsche Fleiß, die Eitelkeit,
Was keinen mag erlaben,
Darin der Tag das Herz zerstreut,
Liegt alles tief begraben.

Ein andrer König wunderreich
Mit königlichen Sinnen,
Zieht herrlich ein im stillen Reich,
Besteigt die ewʼgen Zinnen.

3. Resignation

Komm, Trost der Welt, du stille Nacht!
Wie steigst du von den Bergen sacht,
Die Lüfte alle schlafen,
Ein Schiffer nur noch, wandermüdʼ,
Singt übers Meer sein Abendlied
Zu Gottes Lob im Hafen.

Die Jahre wie die Wolken gehʼn
Und lassen mich hier einsam stehʼn,
Die Welt hat mich vergessen,
Da tratst du wunderbar zu mir,
Wenn ich beim Waldesrauschen hier
Gedankenvoll gesessen.

O Trost der Welt, du stille Nacht!
Der Tag hat mich so müdʼ gemacht,
Das weite Meer schon dunkelt,
Lass ausruhʼn mich von Lust und Not,
Bis das das ewige Morgenrot
Den stillen Wald durchfunkelt.

4. Letzte Bitte

Wie ein todeswunder Streiter,
Der den Weg verloren hat,
Schwank’ ich nun und kann nicht weiter,
Von dem Leben sterbensmatt.
Nacht schon decket alle Müden,
Und so still ist’s um mich her,
Herr, auch mir gib endlich Frieden,
Denn ich wünsch’ und hoff’ nichts mehr!

5. Ergebung

Dein Wille, Herr, geschehe!
Verdunkelt schweigt das Land,
Im Zug der Wetter sehe
Ich schauernd deine Hand.
O, mit uns Sündern gehe
Erbarmend ins Gericht!
Ich beugʼ im tiefsten Wehe
Zum Staub mein Angesicht.
Dein Wille, Herr, geschehe!

6. Erhebung

So lass herein nun brechen
Die Brandung, wie sie will,
Du darfst ein Wort nur sprechen,
So wird der Abgrund still.
Und bricht die letzte Brücke
Zu dir, der treulich steht,
Hebt über Not und Glücke
Mich einsam das Gebet.

Heinrich Kaminski – Drei weihnachtliche Liedsätze

Maria durch ein Dornwald ging

Maria durch ein Dornwald ging,
Kyrie eleison.
Maria durch ein Dornwald ging,
Der hat in sieben Jahrn kein Laub getragen.
Jesus und Maria.

Was trug Maria unter ihrem Herzen?
Kyrie eleison.
Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen,
Das trug Maria unter ihrem Herzen.
Jesus und Maria.

Da haben die Dornen Rosen getragen,
Kyrie eleison.
Als das Kindlein durch den Wald getragen,
Da haben die Dornen Rosen getragen.
Jesus und Maria.

Lasst uns das Kindlein wiegen

Lasst uns das Kindlein wiegen,
Das Herz zum Krippelein biegen.
Lasst uns im Geist erfreuen,
Das Kindlein benedeien.
O Jesulein süß, o Jesulein mild.

Lasst uns dem Kindelein singen,
Ihm unser Opfer bringen,
Ihm alle Ehr beweisen.
Und geistlich triumphieren
O Jesulein mild, o Jesulein süß.

Lasst unser Stimm erschallen,
Es wird dem Kindel gefallen,
Lasst ihm ein Freudlein machen,
Das Kindlein wird eins lachen.
O Jesulein mild, o Jesulein süß.

Joseph, lieber Joseph mein

Joseph, lieber Joseph mein,
Hilf mir wiegen das Kindelein,
Gott, der müsse dein Lohner sein
Im Himmelreich der Maidekind Maria.

Gerne, lieb‘ Maria mein,
Helf ich dir wiegen dein Kindelein.
Gott, der müsse mein Lohner sein
Im Himmelreich du seine Maid Maria.

Freu dich christenliche Schar!
Der himmlische König klar
Nahm die Menschheit offenbar,
Den uns gebar die reine Maid Maria.

Arnold Schönberg – »Friede auf Erden« op. 13

Da die Hirten ihre Herde
Ließen und des Engels Worte
Trugen durch die niedʼre Pforte
Zu der Mutter mit dem Kind,‎
Fuhr das himmlische Gesind
Fort im Sternenraum zu singen,‎
Fuhr der Himmel fort zu klingen:‎
‎»Friede, Friede, auf der Erde!«

Seit die Engel so geraten,‎
O wie viele blutʼge Taten
Hat der Streit auf wildem Pferde,‎
Der geharnischte, vollbracht!‎
In wie mancher heilʼgen Nacht
Sang der Chor der Geister zagend,‎
Dringlich flehend, leis verklagend:‎
‎»Friede, Friede, auf der Erde!«

Doch es ist ein ewʼger Glaube,‎
Dass der Schwache nicht zum Raube
Jeder frechen Mordgebärde
Werde fallen allezeit:‎
Etwas wie Gerechtigkeit
Webt und wirkt in Mord und Grauen
Und ein Reich will sich erbauen,‎
Das den Frieden sucht der Erde.‎

Mählich wird es sich gestalten,‎
Seines heilʼgen Amtes walten,‎
Waffen schmieden ohne Fährde,‎
Flammenschwerter für das Recht,‎
Und ein königlich Geschlecht
Wird erblüh‘n mit starken Söhnen,‎
Dessen helle Tuben dröhnen:‎
Friede, Friede, auf der Erde!‎

Rheinberger – Messe in Es-Dur

Kyrie

Herr, erbarme dich.
Christus, erbarme dich.
Herr, erbarme dich.

Gloria

Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade.
Wir loben dich,
wir preisen dich,
wir beten dich an,
wir rühmen dich.
Wir danken dir, denn groß ist deine Herrlichkeit:
Herr und Gott, König des Himmels,
Gott und Vater, Herrscher über das All
Herr, eingeborener Sohn, Jesus Christus.
Herr und Gott, Lamm Gottes, Sohn des Vaters,
der du nimmst hinweg die Sünde der Welt:
erbarme dich unser;
der du nimmst hinweg die Sünde der Welt:
nimm an unser Gebet;
du sitzest zur Rechten des Vaters:
Erbarme dich unser.
Denn du allein bist der Heilige,
du allein der Herr,
du allein der Höchste,
Jesus Christus,
mit dem Heiligen Geist,
zur Ehre Gottes des Vaters. Amen.

Credo

Wir glauben an den einen Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,
die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Und an den einen Herrn Jesus Christus,
Gottes eingeborenen Sohn,
aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
Gott von Gott, Licht vom Licht,
wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater:
durch ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und zu unserem Heil
ist er vom Himmel gekommen,
hat Fleisch angenommen
durch den Heiligen Geist
von der Jungfrau Maria
und ist Mensch geworden.
Er wurde für uns gekreuzigt
unter Pontius Pilatus,
hat gelitten und ist begraben worden,
ist am dritten Tage auferstanden
nach der Schrift
und aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
zu richten die Lebenden und die Toten;
seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
Wir glauben an den Heiligen Geist,
der Herr ist und lebendig macht,
der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
der mit dem Vater und dem Sohn
angebetet und verherrlicht wird,
der gesprochen hat durch die Propheten;
und die eine, heilige, katholische
und apostolische Kirche.
Wir bekennen die eine Taufe
zur Vergebung der Sünden.
Wir erwarten die Auferstehung der Toten
und das Leben der kommenden Welt. Amen.

Sanctus

Heilig, heilig, heilig
Gott, Herr aller Mächte und Gewalten.
Erfüllt sind Himmel und Erde
von deiner Herrlichkeit.
Hosanna in der Höhe.

Benedictus

Hochgelobt sei,
der da kommt im Namen des Herrn.
Hosanna in der Höhe.

Agnus Dei

Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser.
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser.
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, gib uns deinen Frieden.

Location

Haus des Rundfunks

Das Haus des Rundfunks in Berlin ist nicht nur eine Architekturikone und rundfunkgeschichtlich von großer Bedeutung, sondern auch unser »Stammhaus«.
Erbaut wurde es in den Jahren 1929 bis 1931 nach Entwürfen von Hans Poelzig und war 1930 eines der ersten Rundfunkgebäude in Europa. Seit Mai 2003 ist es Sitz des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). Die beiden Sendesäle dienen auch für öffentliche Konzerte. Regelmäßig treten wir im Großen Sendesaal auf. Dort findet der Chor den perfekten Raum für seine beeindruckenden musikalischen Darbietungen. Die Akustik des Hauses ermöglicht eine eindringliche und kraftvolle Klangwiedergabe, die die Zuhörer in ihren Bann zieht. Das Haus des Rundfunks ist somit nicht nur ein zentraler Ort für Medienproduktion, sondern auch eine inspirierende Bühne für erstklassige Chormusik.

Haus des Rundfunks
Masurenallee 8-14
14057 Berlin
Deutschland

Künstlerfoto Rundfunkchor Berlin 2020

Project

A cappella: what's it all about?

The sound of choral music in its purest and most intimate form: in its superb a cappella concerts, Rundfunkchor Berlin displays an uncanny knack for adapting to the widest imaginable repertoire.

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