Interviews

Auf ein Wort mit Mathis Koch

Foto von Mathis Koch

Der Bassist Mathis Koch gehört zu den jüngsten Mitgliedern im Rundfunkchor Berlin, Vollzeit dabei ist er erst seit Beginn dieser Saison. Der gebürtige Herforder hat auch Harfe studiert und zuvor im Kammerchor Stuttgart unter Frieder Bernius gesungen.

Mathis, wie hast du deine erste Saison erlebt?

Es ist eigentlich gar nicht meine erste Saison, weil ich vorher schon als Akademist und dann mit einer halben Stelle dabei war. Ich hab von klein auf viel im Chor gesungen, bin dann über den Chorgesang ins solistische Singen hineingekommen, bin dem Chorgesang aber immer verbunden geblieben. Da lag es nahe, in der Akademie einmal kennenzulernen, wie es ist, das beruflich zu machen. Ab November 2016 konnte ich den Chor ein halbes Jahr lang erleben. Man macht als Akademist ja alles mit, was ansteht, und das ist eine sehr schöne Sache! Dann habe ich mein Studium beendet und ein zweites Mal, dann für eine Aushilfsstelle, vorgesungen. Und als schließlich eine feste Stelle im Bass frei wurde, hat man mir geraten, zum dritten Mal vorzusingen, und auch das hat geklappt. Zunächst mit einer halben, jetzt mit einer vollen Stelle. So konnte ich das Leben im Chor immer besser kennen lernen.

Ist der Beruf, wie du ihn dir erträumt hast?

Es ist absolut ein Traumberuf! Es ist toll, was man für unterschiedliche Projekte singt und mit welchen großartigen Dirigenten man zusammenarbeiten kann. Ich habe bis jetzt ja nur einen kleinen Teil kennengelernt, aber um eine Sache herauszuheben: Das »human requiem« ist eine tolle Erfahrung. Und natürlich ist auch das Miteinander im Chor spannend. Es ist schon sehr speziell, man ist sich ja sehr nah. Man muss auch sonst sehr gut miteinander auskommen. Ich bin sehr glücklich in der Bassgruppe, wir unternehmen auch manchmal privat etwas miteinander.

Dabei hast du ja zuerst Harfe studiert.

Ja, aber dann habe ich immer mehr gesungen und bin auch solistisch herangereift, und irgendwann konnte ich mir vorstellen, diese Leidenschaft zum Beruf zu machen und Gesang zu studieren. Bei der Harfe muss man unheimlich viel üben, um drin zu bleiben. Wenn sich die Gelegenheit ergibt und ich genug Zeit zum Üben habe, trete ich noch auf. In der RundfunkchorLounge hab ich ja auch schon einmal gespielt.

Wirst du auch im Weihnachtskonzert spielen?

Nein, aber dieses Stück, »Otče náš« (»Vater unser«) von Leoš Janáček, habe ich schon auf der Harfe im Konzert gespielt. Jetzt lerne ich es aus der Chorperspektive kennen. Das ist mir schon bei mehreren Stücken so gegangen. Beim Brahms-Requiem habe ich schon solo gesungen, im Chor gesungen und Harfe gespielt, beim Weihnachtsoratorium von Saint-Saens habe ich auch im Orchester Harfe gespielt. Es ist toll, Stücke aus verschiedenen Blickwinkeln kennenzulernen.

Ist das Weihnachtskonzert etwas Besonders?

Oh ja, dieses wird mein drittes. Ich habe das Gefühl, darauf freuen sich alle Kollegen schon das ganze Jahr über. Die Atmosphäre ist einfach toll. Akustisch ist es eine Herausforderung, aber man kann sich darauf einstellen, und das Programm ist auch darauf abgestimmt. Ich darf diesmal ein kleines Solo singen, und ich freue mich auf das Programm, das ja Werke aus Osteuropa umfasst.

Was denkst du darüber?

Man hat die Möglichkeit, Weihnachten mal nicht so ganz klassisch, sondern von einem anderen Blickpunkt aus zu betrachten. Ähnlich ist es mit »El Niño«, das wir kürzlich im Konzerthaus aufgeführt haben. Da hatte John Adams auch seine ganz eigenen Ideen zu Weihnachten. Ich finde es spannend, den Blickpunkt zu wechseln.

Wie erlebst du den Jahresausklang? Hast du persönliche Traditionen?

Beethovens Neunte ist für mich seit drei Jahren eine Tradition, das ist einfach so im Rundfunkchor. Ansonsten war mein Leben so turbulent – mit dem Umzug nach Berlin, ich habe geheiratet, wir haben einen kleinen Sohn –, dass sich bei uns noch keine Traditionen ausgebildet haben. Es gibt aber hier im Haus eine schöne Tradition, auf die ich mich freue. Hier wohnt auch ein Tenor-Kollege aus dem Chor, und der trommelt jedes Jahr ein paar Nachbarn aus dem Haus zusammen, und dann singen alle hier im Hof, der eine gute Akustik hat. Darauf freue ich mich. Meine Frau ist auch Sängerin, sie wird auch mitsingen.

Welche Musik hörst du gern privat?

Alles Mögliche, gern Jazz, und auch die Musik, die ich beruflich singe. Wenn ich allerdings zum Entspannen etwas im Hintergrund hören will, dann lieber Musik ohne Gesang.

Welche Konzerte des Rundfunkchores Berlin sollte man im neuen Jahr nicht verpassen?

Das »human requiem« wird sicher wieder schön. Ich freue mich, dass wir das in Istanbul machen, weil ich die Stadt sehr mag. Politisch ist es ja gerade nicht leicht, aber ich finde, die Musik darf sich davon nicht einschränken lassen! Das Verdi-Requiem beim Mitsingkonzert in Barcelona wird sicherlich toll. Und ein schönes Projekt sind die »Quattro pezzi sacri« von Verdi mit Daniel Barenboim. Darauf freue ich mich auch sehr. Auf die szenische Umsetzung von Bachs »Johannes-Passion« mit Simon Rattle bin ich auch schon sehr gespannt.

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